Dahlemer Straße wird zum Geschichtslehrpfad
Bezirksverordnetenversammlung lehnt Umbenennung der Pacelliallee ab

Die Pacelliallee soll nicht benannt werden. Die BVV will sie zum Geschichtslehrpfad machen.  | Foto:  K. Rabe
  • Die Pacelliallee soll nicht benannt werden. Die BVV will sie zum Geschichtslehrpfad machen.
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Über ein Jahr lang dauerte der Streit um eine mögliche Umbenennung der Pacelliallee. Jetzt hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer letzten Sitzung vor der Wahl einen Antrag der FDP-Fraktion beschlossen.

In einer Online-Petition wurde gefordert, die Straße in Golda-Meir-Allee umzubenennen. Die FDP-Fraktion hatte indes vorgeschlagen, die Pacelliallee in einen Geschichtslehrpfad umzugestalten.

Nach dem BVV-Beschluss behält die Pacelliallee ihren umstrittenen Namen. Infostelen sollen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte anregen. Mit einer Umbenennung würde der Name Pacelli und die damit verbundene Geschichte in Vergessenheit geraten, erklärten die Liberalen.

Alle Fraktionen der BVV mit Ausnahme der AfD stimmten dem Beschlussantrag zu. Darin wird das Bezirksamt aufgefordert, ein Gedenkkonzept für die Pacelliallee auszuarbeiten. Dabei solle das Touro-College, eine private Hochschule in Berlin mit einem Schwerpunkt auf der Holocaust-Forschung, und das Institut für Judaistik der FU einbezogen werden. Ziel soll es sein, einen Geschichtslehrpfad entlang der Pacelliallee zu gestalten.

Anhand der Geschichte einzelner Gebäude, die sich in jüdischem Besitz befanden, und anhand des Pfarrhauses von St. Annen, in dem Martin Niemöller tätig war, soll die Zeit des Nationalsozialismus (1933-45) beleuchtet werden. Gewissermaßen als Klammer soll auch über die Person des Nuntius Pacelli, dem späteren Papst Pius XII, informiert werden und letztlich eine Allee des Gedenkens und Nachdenkens entstehen.

Mithilfe von Stelen soll darüber informiert werden, dass in dieser Straße die Zahl der jüdischen Hauseigentümer, die ihren Besitz und oft auch ihr Leben durch die Verfolgung der Nazis verloren, um einiges höher war als im Berliner Durchschnitt. Das haben Recherchen des Historikers Julien Reitzenstein ergeben, der die Online-Petition initiierte. 1174 Personen haben sie bis Ende Sepember unterschrieben.

Die Petition rückt die Debatte um die umstrittene Rolle von Papst Pius XII. während des Zweiten Weltkrieges in den Fokus. Papst Pius XII. hieß mit bürgerlichem namen Eugenio Pacelli. Er lebte von 1876 bis 1958. Im Jahr der Berlin-Blockade drohte er per Dekret allen Katholiken mit Exkommunikation, die einer kommunistischen Partei beitraten oder auch nur kommunistische Zeitungen lasen. Außerdem half der Vatikan unzähligen NS-Tätern, sich der Justiz zu entziehen. Papst Pius XII. schwieg zum Holocaust und zum Mord an den Sinti und Roma. Dabei gehörten viele dem katholischen Glauben an.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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