21 000 Medien mussten gepackt und sortiert werden
Es ist acht Uhr morgens, als der Lkw der Umzugsfirma vor der Bibliothek am Herrman-Schmidt-Weg hält. Logistikfachmann Dirk Skudinski hat sechs Mitarbeiter und 30 Rollregale dabei. 21 000 Bücher, Zeitschriften, CDs und DVDs müssen in zwei Tagen umziehen. Zum Glück sind die Wege kurz und ein Transport im Lastwagen nicht nötig. Die Männer brauchen die gefüllten Regale nur rüberzurollen. Drüben, im umgebauten Supermarkt auf dem zentralen Stadtplatz wartet schon Daniele Tannenberger-Lehmann. Die Bibliothekarin kennt das System und weiß, wie man die Bücher so sortiert, dass man sie später auch wiederfindet. Trotzdem wird sie heute auf die Probe gestellt. Denn die Bibliothekschefin und ihre drei Mitarbeiterinnen organisieren zum ersten Mal den Umzug einer Bücherei.
Gepackt wurden die ersten Kisten schon lange vor dem Termin am 12. November. Mit Büchern und Büroutensilien, die für das tägliche Arbeiten nicht mehr gebraucht wurden. Dann wurden die Regale im neuen Haus beschriftet, damit die Bücher dort auf 170 Metern ihren richtigen Platz finden. Doch das war nicht alles. Denn bevor die Umzugshelfer die Bücher in die Rollregale packen konnten, musste der gesamte Bestand einer neuen Bibliothekssystematik angepasst werden, die für alle öffentlichen Büchereien in Berlin gilt.
"Den Bestand einfach einpacken und die Bücher drüben wieder aufstellen, das ging also nicht", sagt Daniele Tannenberger-Lehmann. Die Bücher brauchten geänderte Signaturen und neue Abkürzungen für die Sachgebiete. Statt wie bisher "S" für "Sprache" lautet die neue Beschriftung für Duden, Wörterbücher und Sprachführer jetzt "Spra". Geändert werden mussten auch die Kürzel für Philosophie, Heimatkunde oder Pädagogik. Praktisch hieß das für die Mitarbeiterinnen: jedes Buch in die Hand nehmen, neu signieren und in die zentrale Datenbank eingeben.
Damit nicht genug wurde parallel zum Umzug auch die Selbstverbuchung eingeführt. Die Mitarbeiterinnen mussten lernen, wie die modernen Geräte, Scanner und Lichtschranke, funktionieren. Während die Bibliothekarin von den Widrigkeiten des Umzugs erzählt, füllen sich im neuen Haus die weißen Bücherregale. Regina Schulze-Dau freut sich auf die Arbeit dort. Sie wird die Stadtteilbibliothek im Falkenhagener Feld künftig leiten, weil Daniele Tannenberger-Lehmann in die Spandauer Stadtbücherei wechselt. "Ich hoffe, die neue Bibliothek füllt sich schnell mit Leben und unsere Leser fühlen sich hier wohl", sagt sie.
Feierlich eröffnet wird die Bibliothek an der Westerwaldstraße 9 am 3. Dezember und damit einen Monat später als geplant. Der Diebstahl von Kabeln verzögerte die Bauarbeiten. Die Leser mussten also insgesamt drei Monate auf ihre Kiez-Bibliothek verzichten. Dafür haben sie jetzt schöne, helle Räume, ruhige Arbeitsplätze, eine Sitzlounge mit Kaffeeautomat und entspannte Bibliothekarinnen, die den stressigen Umzug erfolgreich bewältigt haben.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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