Woyzeck-Inszenierung in der Theaterwerkstatt
Wer bei dem Titel stutzt, hat Recht. Gemeint ist mit "Spielfeld Marie" der "Woyzeck", das Drama um jenen real existierenden Menschen, der seine Geliebte 1821 erstochen hatte und deswegen 1824 in Leipzig hingerichtet wurde. Allerdings hat der im Alter von 23 Jahren gestorbene Georg Büchner "Woyzeck" als lose Szenenfolge hinterlassen, die unterschiedlich kombiniert werden kann. Eine "richtige" Woyzeck-Inszenierung ist dann am 4. und 5. Mai in der Jugendtheaterwerkstatt zu sehen. Die Freiheit der Szenenfolge hat Regisseur Mathias Neuber in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau erheblich erweitert. Mit den Arzt-Szenen hat er einen wesentlichen Teil gestrichen und völlig Neues hinzugefügt. Zwölf Schauspieler geraten in immer wieder wechselnden Besetzungen als Woyzeck, Marie und Tambourmajor aneinander und werden dabei auch zu Figuren unserer Zeit. Beziehungen entstehen in Diskotheken, und ein Paar streitet auf einer Vernissage.
Dabei untersuchen die Künstler nicht nur die Mann-Frau-Verhältnisse, sondern stellen sie in die ganz großen Zusammenhänge. Auf einem Gerüst auf der Bühne sind Bilder vom Vietnamkrieg zu sehen und von den explodierenden Zwillingstürmen in New York. Was macht eine Frau und einen Mann aus, wenn sie gemäß der Ideologien ihrer Gesellschaften leben und eingebunden sind in eine globale Wirtschaft?
Die nicht immer eindeutigen Antworten auf diese Fragen kommen in der Inszenierung nicht theoretisch daher, sondern sehr handfest in der Auseinandersetzung zwischen Personen. Die Schauspieler, zum Teil Studierende des theaterwissenschaftlichen Instituts der Freien Universität Berlin, zeigen dabei beachtliche Darstellungsfähigkeiten und hohe Professionalität. Das bedeutet für das Publikum Spannung und oft auch Amüsement über Eifersucht und Partneransprüche. Es ist dann auch nicht ganz so erschreckend, dass ein Thema sich durch die gesamten 70 Theaterminuten zieht: eine Partnerschaft kann auch tödlich enden.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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