Trauer um Dieter Ruckhaberle: Begründer des Künstlerhofes verstorben

Das 2015 von Dieter Ruckhaberle gemalte Ölbild auf Holz trägt den Titel "mit Papagei". | Foto: Privat
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Der Bezirk, Berlin und die Kunstwelt trauern um Dieter Ruckhaberle, der am Himmelfahrtsdonnerstag (10. Mai) im Alter von 79 Jahren gestorben ist.

Als die Berliner Woche bei der Familie von Dieter Ruckhaberle wegen eines Fotos anfragt, antwortet diese mit der Bitte, den Nachruf doch lieber mit einem Werk des Künstlers zu bebildern. Dieser Bitte zu folgen, ist auch eine Art Wiedergutmachung. Einer breiten Öffentlichkeit war Dieter Ruckhaberle vor allem als Kunstermöglicher und Kunstorganisator ein Begriff und weniger als Künstler, obwohl er auch darin einzigartig war.

Im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand der am 20. Juli 1938 in Stuttgart geborene Ruckhaberle vor allem in den 17 Jahren, in denen er die Staatliche Kunsthalle Berlin im Bikini-Haus zwischen Gedächtniskirche und Zoo leitete. Hierhin holte er aktuelle Kunst aus aller Welt, auch aus Brasilien, wo er selbst gerne die Wintermonate verbrachte und malte.

Martin-Gropius-Bau statt Bayerisches Schloss

Und auch zuvor hatte er sich für die Kunst eingesetzt. Als Kunstamtsleiter in Kreuzberg brachte er nicht nur Bildhauer- und Druckwerkstätten in das ehemalige Krankenhaus Bethanien. Er verhinderte, dass es im abrisswütigen West-Berlin dem Martin-Gropius-Bau, heute ein Ausstellungsort mit internationaler Ausstrahlung, an den Kragen ging. Gern erzählte er, wie er fünf Millionen Mark an Fördergeldern, die eigentlich für die Sanierung eines Schlosses in Bayern gedacht waren, in die Quasi-Ruine an der Mauer umleitete.

Auch andere Spuren hat Dieter Ruckhaberle in der Stadt hinterlassen, wie Druckwerkstätten im Wedding. Nach der Fertigstellung des Internationalen Congress Centrums an der Stadtautobahn war Ruckhaberle daran beteiligt, dass der französische Künstler Jean Ipoustéguy die Riesen-Skulptur „Ecbatane“ davor aufstellen konnte. Sie lockerte dort das Stadtbild vor dem Architekturkoloss auf. Die Entscheidung war nie unumstritten, die Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte störten sich daran, dass der riesige Mensch sein nacktes Hinterteil in Richtung ICC-Haupteingang streckte.

Er suchte immer nach Lösungen

Die Ipoustéguy-Skulptur wurde 2005 abgebaut und eingelagert, die Staatliche Kunsthalle Berlin 1993 geschlossen. Beides hat den eloquenten Kunstermöglicher Ruckhaberle, der auch die beiden Kunstvereine Neuer Berliner Kunstverein und Neue Gesellschaft für Bildende Kunst mitbegründete, schwer getroffen. Dass auch über den Abriss des ICC debattiert wird, dürfte für Ruckhaberle keine Genugtuung gewesen sein. Er war kein destruktiver Mensch. Mit seiner schwäbischen Wortgewalt suchte er immer nach Lösungen.

Der Künstlerhof Berlin-Frohnau, ein ehemaliges Krankenhaus und Lazarett mitten im Wald, wurde ab 1998 sein Rückzugsort. Hier trat das in den Vordergrund, was Ruckhaberle schon immer war: ein Künstler, der sich nicht in Schubladen wie gegenständlich und abstrakt stecken ließ, sondern immer wieder aufs Neue Sichtweisen erprobte und Sehgewohnheiten hinterfragte. Bis zuletzt arbeitete Ruckhaberle, der erst an der Stuttgarter Kunstakademie und später an der Hochschule der Künste bei Max Kaus studiert hatte, an Gemälden, trotz einer schweren Erkrankung.

Am 10. Mai ist der Vater zweier Töchter der Krankheit erlegen. "Sein Wirken hat die Kunstszene in Berlin und Reinickendorf nachhaltig beeinflusst", sagt Kulturstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU).

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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