Menschen etwas mitgeben: Vom ungewöhnlichen Werdegang des Fußballprofis Alf Fistler

Trainer Alf Fistler (Mitte) durfte in diesem Jahr mit den Hockey-Damen vom TC Blau Weiss Berlin bereits zwei Meisterschaften bejubeln. | Foto: Michael Nittel
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Grunewald. Alf Fistler ist mit den Hockey-Damen vom TC Blau Weiss Berlin innerhalb von nur vier Monaten zwei Mal Meister geworden – in der Halle (2. Bundesliga) und auf dem Feld (Regionalliga). Dabei ist der 51-Jährige erst seit zwei Jahren als Hockeycoach aktiv.

Die meisten Berliner kennen Fistler noch als Fußballprofi bei Hertha BSC und Blau Weiss 90 und späteren Fußballcoach. Berliner-Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit Fistler über seinen außergewöhnlichen Werdegang, die Gegenwart und die Zukunft.

Was hatte in Ihrer Karriere einen größeren Stellenwert: In die 2. Fußball-Bundesliga aufzusteigen und dort vor Zehntausenden von Zuschauern ein Tor erzielt zu haben oder die Aufstiege mit dem TC Blau Weiss?

Alf Fistler: Das ist eine sehr interessante Frage, die ich mir noch nie gestellt habe. Der Aufstieg im Fußball und die Tore in der 2. Bundesliga waren schon sehr emotionale Momente. Aber das ist Vergangenheit. Davon spricht kein Mensch mehr. Ich sehe mich immer als Teil eines Weges und freue mich einfach, wenn meine Mannschaft erfolgreich ist – damals wie heute. Titel sind nicht wichtig. Bedeutend ist, Menschen etwas mitzugeben, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten. Wenn ich in ein paar Jahren zum Zuschauen zum TC Blau Weiss komme, dann möchte ich sagen können: Hey, super! Das ist ein Weg, den ich mit geebnet habe.

Was ist für Sie der elementarste Unterschied zwischen Fußball- und Hockeytrainer?

Alf Fistler: Fußball habe ich selbst gespielt – Hockey nicht. Was mich manchmal wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass ich die Hockeytechnik nicht beherrsche. Ich würde den Spielerinnen oft gern zeigen wollen, wie meine Gedanken sind – z.B. bei einer Ballannahme, Ballmitnahme und dem Pass in den freien Raum. Wenn ich mich mehr einbringen könnte, wären wir vielleicht noch erfolgreicher. Darüber hinaus ist Hockey taktischer und benötigt – in meinen Augen – mehr Laufarbeit.

Haben Sie in Ihrer Zeit als Fußballer und Fußballtrainer mal daran gedacht, in den Hockeysport zu wechseln?

Alf Fistler: Nein, überhaupt nicht. Ich bin ja damals durch den jetzigen Nationaltrainer Jamilon Mulders als Athletiktrainer zum Hockey und zum TC Blau Weiss gekommen. Und dann war es ein schleichender Prozess. Ich bin also quasi immer mehr hineingewachsen, habe hinter die Kulissen blicken können und festgestellt: Das ist ein hoch spannender Sport. Und man kann hier wirklich etwas aufbauen.

Was hatte letztlich den Ausschlag gegeben, dass Sie das Traineramt übernommen haben?

Alf Fistler: Meine Erfahrungen als Profi haben mir sehr geholfen: Menschenführung, eine eigene Handschrift zu haben. Und dann habe ich mir gesagt: Warum eigentlich nicht?

Gibt es etwas, was Sie im Nachhinein anders machen würden?

Alf Fistler: Ich hätte mich im Leben vielleicht früher entscheiden sollen, in einem Bereich, also im Fußball oder im Hockey, professionell zu arbeiten. So ist es heute für mich als hauptberuflicher Physiotherapeut schwierig, weil das Traineramt auch im Amateurbereich natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Aber irgendwie kommt bei mir im Leben immer alles ein wenig später.

Heißt das, dass es den hauptamtlichen Trainer Alf Fistler nicht mehr geben wird?

Alf Fistler: Nein, das heißt es nicht! Wenn ich noch einmal die Chance bekommen sollte, im Profibereich tätig zu sein, würde ich das machen. Das muss nicht unbedingt der Cheftrainer sein. Aber im Trainerstab eines Fußball-Bundesligisten oder einer U23 – warum nicht? Auch im Hockey könnte ich mir eine hauptamtliche Tätigkeit vorstellen – obwohl mir bewusst ist, dass das schwieriger werden könnte, weil ich es einfach nicht gelernt habe. Fakt ist aber auch: Das ist Zukunftsmusik. Momentan würde ich mein Team hier beim TC Blau Weiss definitiv nicht im Stich lassen.

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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