Neuer Name erinnert an jüdisches Ehepaar
Wissmannstraße soll Baraschstraße heißen

Der Straßenname Wissmannstraße soll nun auch offiziell verschwinden. Die Straße in Grunewald soll künftig Baraschstraße heißen.  | Foto: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Der Straßenname Wissmannstraße soll nun auch offiziell verschwinden. Die Straße in Grunewald soll künftig Baraschstraße heißen.
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Die Wissmannstraße in Grunewald soll nicht länger an einen Kolonialverbrecher und Rassisten erinnern. Daher haben die Bezirksverordneten die Umbenennung der Straße gefordert. Es wurde ein Umbenennungsprozess initiiert, an dem die Bürger des Bezirks einbezogen wurden und Namensvorschläge einreichen konnten. 47 Vorschläge für einen Umbenennung sind eingegangen. Nun ist eine Entscheidung gefallen.

Eine Jury unter anderem aus Anwohnern der Wissmannstraße, Bezirkspolitikern und Vertretern des Vereins Decolonize Berlin hat aus allen Vorschlägen den Namensvorschlag Baraschstraße ausgewählt. Mit diesem Vorschlag sollen Irene und Arthur Barasch geehrt werden. Die Eheleute lebten in der Wissmannstraße 11. Arthur Barasch gründete gemeinsam mit seinem Bruder Georg die Kaufhauskette Gebrüder Barasch. 1929 zog Arthur Barasch mit seiner Familie nach Grunewald. Im Frühjahr 1942 wurde er deportiert und am 6. April 1942 in Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Daran erinnert auch bereits ein Stolperstein vor dem einstigen Wohnhaus der Familie. Irene Barasch und ihren Kindern Else und Werner gelang die Flucht und sie überlebten das Dritte Reich.

Die Anregung für den Namen Baraschstraße kam unter anderem von Sandra Khalatbari. „Aufgrund der geographischen Nähe zum Mahnmal Gleis 17 und der Lebensgeschichte der Familie in der Wissmannstraße stünde es dem Bezirk gut zu Gesicht, die Umbenennung in Baraschstraße vorzunehmen“, sagt die CDU-Wahlkreiskandidatin für das Abgeordnetenhaus in Grunewald-Halensee.

Erinnerung an das jüdische Leben und Leiden in Grunewald

Ursprünglich war vorgesehen, einen Namen aus dem kolonialen Widerstand für die Straße in Grunewald zu finden. Aber auch mit dem jetzt ausgewählten Vorschlag sei man zufrieden, sagt BV-Vorsteherin Annegret Hansen. „Es freut mich sehr, dass erneut an das vielfältige jüdischen Leben und das Leiden der Menschen im Grunewald erinnert werden soll“, sagt sie. Zustimmung gibt es auch aus den Reihen der Linksfraktion, die sich schon seit längerer Zeit für die Umbenennung der Wissmannstraße einsetzte. „Wir freuen uns, dass nun auch in Charlottenburg-Wilmersdorf die Ehrung eines Kolonialverbrechers im öffentlichen Straßenland endet“, sagt Frederike-Sophie Gronde-Brunner von der Linksfraktion.

Erst im April wurde die Wissmannstraße in Neukölln umbenannt. Sie trägt jetzt den Namen der tansanischen Politikerin und Frauenrechtlerin Lucy Lameck. Mit der Änderung des Straßennamens in Grunewald wird nun auch die letzte Wissmannstraße in Berlin verschwinden. „Mit der Umbenennung der letzten Wissmannstraße in Berlin soll aber nicht die Erinnerung an den deutschen Kolonialismus getilgt werden“, betont Gronde-Brunner. Mit einer Stele vor Ort soll die Erinnerung an die Verbrechen und die Opfer des Deutschen Kaiserreichs wachgehalten und auch an das Leid erinnert werden, dass Deutsche wie Hermann von Wissmann in den afrikanischen Kolonien über die Menschen gebracht haben.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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