Bürgerbeteiligung Fehlanzeige: Bezirk will in der Dortmunder Straße zwölf Bäume fällen

Amtsleiter Wolfgang Leder (links) stellte sich den Fragen der Anwohner der Dortmunder Straße und informierte über geplante Baumfällungen. | Foto: Kahle
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Hansaviertel. Die kurze Dortmunder Straße, zwischen Bundesratsufer und Elberfelder Straße gelegen, wird von schönen alten Häusern und 22 alten Straßenbäumen gesäumt. Nun will das Bezirksamt zwölf davon fällen. Die Anwohner sind wütend und wollen den Kahlschlag so nicht hinnehmen.

Was zunächst im Oktober als Gerücht kursierte, sollte alsbald zur Gewissheit werden. Die Anwohner wappneten sich mit der Bürgerinitiative „Dortmunder Straße“ und forderten Aufklärung. Unterstützung bekamen sie dabei von der bereits bestehenden Bürgerinitiative „Silberahorn Plus“, die sich an Wolfgang Leder, Amtsleiter des Straßen- und Grünflächenamtes im Bezirk Mitte, wandte und eine Bürgerversammlung vor Ort anregte. Leder stimmte zu. Am 4. Dezember erfolgte per Postwurfsendung die Einladung zum Ortstermin. Gleichzeitig sorgte Leder für zusätzliche Aufklärung auf der Internetseite des Bezirksamtes. Am 12. Dezember stellte er sich etwa 50 aufgebrachten Bürgern. Als neutrale Instanz fungierte der Wissenschaftler Professor Hartmut Balder, „Baumpapst“ von der Berliner Beuth-Hochschule.

Leder informierte, dass fünf der Bäume – betroffen sind Eschenahorn und Silberahorn – aus Krankheitsgründen und sieben aus baulichen Gründen, weil sie durch starke Wurzelbildung Gehwege und Straßenbelag bereits sichtbar stark geschädigt haben, gefällt werden sollen. Der Bezirk hat die Verkehrssicherungspflicht für den öffentlichen Gehweg- und Straßenbereich. Die Alternative wäre aus Sicht des Bezirkes die Sperrung der gefährdeten Bereiche.

Völlig ungeeignete Arten angepflanzt

Professor Hartmut Balder kennt das Problem: „Nach dem Krieg sind die Straßen für viel Geld mit völlig ungeeigneten Baumarten ausgestattet worden, ohne an die Folgen zu denken. Inzwischen ist dieser Baumbestand 40 bis 50 Jahre alt, anfällig für Pilze und Schädlinge, mit viel zu großen Kronen und entsprechendem Wurzelbereich.“ Balder verwies auf die globale Erderwärmung. Er schätzt, dass von den insgesamt 410.000 Berliner Straßenbäumen rund 50.000 gefällt werden müssen. „Gebraucht werden jetzt Arten, die Trockenzeiten gut wegstecken und wenig anfällig sind für Schädlinge, die aus wärmeren Gegenden einwandern. Wir brauchen ein riesiges Umbauprogramm mit Baumarten von morgen“, unterstrich der Wissenschaftler.

Balder verwies zudem auf ein Problem, das auch für die Dortmunder Straße zutrifft. Aus Sorge vor Bürgerprotesten trauten sich die Politiker oft nicht rechtzeitig zu handeln. So musste Wolfgang Leder einräumen, dass das Problem Dortmunder Straße bereits seit dem Jahre 2000 bekannt ist. Da wurden die ersten Schäden festgestellt.

"Und das ist es, was mündige Bürger wütend macht“, kritisiert Brigitte Nake-Mann von der Bürgerinitiative „Silberahorn Plus“. Sie beklagte insbesondere die fehlende Bürgerbeteiligung. Über fachliche Entscheidungen des Amtes werde nur informiert. Sie könnten aber nicht mehr in Frage gestellt werden. Der Bezirksverordnete Tilo Siewers (Bündnis 90/Die Grünen) teilte mit, dass seine Fraktion die geplanten Baumfällungen in der Dortmunder Straße aus diesem Grund mittels Dringlichkeitsantrag in der BVV vorerst stoppen will. Er forderte die Anwohner auf, auch ihre Bezirksverordneten von SPD und CDU anzusprechen, sich diesem Antrag anzuschließen. m.k.

Autor:

Michael Kahle aus Mitte

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