Naturparadies am Havelufer
Zu Besuch im Essbaren Garten von Katja Gurkasch
Das Eingangstor an der Imchenallee ist zunächst noch versperrt. Eine dichte "grüne Wand" dahinter versperrt den Blick auf das Grundstück. Aber Katja Gurkasch befindet sich im Garten. Wir sind verabredet.
„Es ist noch nicht alles aufgeräumt“, sagt die 62-Jährige. Die teilweise wilde Vegetation meint sie dabei weniger. Die ist so gewollt und sozusagen die Visitenkarte. Denn das Refugium, auf dem sich auch ein kleines Häuschen befindet, ist mittlerweile als „Essbarer Garten Kladow“ bekannt. Verschiedene Pflanzen und Kräuter wachsen hier. Schnell ins Auge springt ein Teil der Rasenfläche, auf dem sich Margeriten ausgebreitet haben. Die Staude habe sich hier selbst ausgesät und könne jetzt weiterwachsen und gedeihen. Denn die Wiesenblume kann auch als Nahrungsmittel dienen.
Was im Garten blüht und reift und von Katja Gurkasch verarbeitet wird, das sind nicht immer Produkte, die es im Supermarkt gibt wie zum Beispiel Löwenzahnchutney oder Giersch-Gundermann-Pesto. Klassiker sind dagegen Aufstriche wie Pflaumen-Tomate oder Apfel-Lavendel. Weil sie mit weniger Zuckerzusatz auskommen, heißen sie nicht Marmelade oder Gelee. Katja Gurkasch hat eine breite Pflanzen und Kräuterpalette, die sie für die Nahrungskette verwertbar macht.
Professionell betreibt sie diese Leidenschaft erst seit ein paar Jahren. „Mit diesem Pflaumenbaum hat es angefangen“, sagt die Gartenbesitzerin und zeigt auf seine Zweige via-à-vis von Tisch und Stühlen inmitten der Rasenfläche. Seit mehr als 100 Jahren befindet sich der Garten im Familienbesitz, 2014 hat sie ihn geerbt. Als damals die Pflaumen reif waren, stellte Katja Gurkasch die geernteten Früchte sowie eingekochte Marmelade vor das Tor an die Imchenallee. Ein Angebot zum Mitnehmen gegen eine Spende. Es fand große Nachfrage und war der Ausgangspunkt für die Geschäftsidee.
Was Katja Gurkasch verarbeitet, wächst inzwischen nicht allein im Kladower Biotop. Manches Naturprodukt entstamme auch aus einem Feld in der Nähe von Nauen im Havelland. Dort habe sie die Erlaubnis, vor der Ernte den Acker nach Essbarem, aber dort nicht Verwertbarem abzusuchen. Die Produktion erfolge in einer Großküche. Zum Kunden kommt die Ware online oder über „Die Marktschwärmer“, ein Erzeugernetzwerk, das bestellte Produkte meist zu bestimmten Zeiten an verschiedenen Stellen zur Abholung bereitstellt. In Berlin gibt es laut dem Internetportal marktschwaermer.de 28 solcher Ausgabeorte, in Spandau donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr im Familienzentrum Stresow, Grunewaldstraße 7. Manchmal kann man Katja Gurkasch auch bei besonderen Veranstaltungen antreffen, normalerweise aber auf jeden Fall sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr beim Verkauf im Essbaren Garten.
Auch wenn Essbares aus der eigenen Region, am besten aus der unmittelbaren Nachbarschaft, aktuell im Trend liege, sei ihr Angebot selbst in diesem Rahmen speziell, erläutert Katja Gurkasch. Sie biete ja häufig etwas an, das sich jemand ganz bewusst leisten möchte. Die Nachfrage sei deshalb konjunkturellen Schwankungen unterworfen. „Sehr gut ist das Geschäft während der Hochphase der Corona-Pandemie gelaufen“, erzählt sie. Restaurants und die meisten Geschäfte waren geschlossen, es gab nur eingeschränkte Möglichkeiten, um Geld auszugeben. Schon deshalb hätten sich viele Menschen ihre Pflanzenkreationen gegönnt. Dieses Verhalten habe sich durch die Inflation etwas verändert.
Ihre Kräuter-Expertise gibt Katja Gurkasch außerdem in Kursen an der Volkshochschule oder Führungen durch ihren Garten weiter. „Ich komme selten dazu, mich einfach einmal in Ruhe hier hinzusetzen.“
Mehr Informationen zum Essbaren Garten, Imchenallee 66 in Gatow ,gibt es auf www.essbarer-garten-kladow.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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