Eine Sperre und ihre Nebenwirkungen
Vor allem Senioren beklagen erschwerten Zugang zum Groß-Glienicker See
Seit Juni ist die Uferpromenade zum Groß-Glienicker See für Fahrzeuge gesperrt. Mit der Maßnahme zog das Bezirksamt die Konsequenz auf teilweise chaotische Zustände im vergangenen Sommer. Vor einem Jahr war die Straße an manchen Tagen total zugeparkt.
Seither scheint es am See ruhiger geworden zu sein. Auch, weil manche Menschen ohne Auto dort kaum noch hinkommen. Vor allem Senioren haben sich zuletzt beim Spandauer Volksblatt gemeldet und über die Sperrmaßnahmen beklagt. Sie gehe zu ihren Lasten, so der Tenor der Leser.
Sie sei über 80 Jahre alt und nicht mehr gut zu Fuß, wäre aber immer gerne zum Schwimmen hergekommen, schrieb eine Frau. Jetzt hätten sie aber keinen Zugang mehr. Bei Sigrid Hensel klingt das ähnlich. Die 70-Jährige wohnt in der Nähe der Spandauer Altstadt und kommt schon lange regelmäßig zum Groß-Glienicker See. Weite Strecken könne sie nicht mehr gehen. "Den Berg runter würde ich vielleicht noch schaffen, aber danach nicht mehr hoch." Dass sie deshalb quasi vom Nutzen der Badestelle ausgeschlossen ist, nennt Sigrid Hensel "eine Zumutung, gerade für uns ältere Menschen". Aber auch darüber hinaus. Sie denke beispielsweise an Familien mit kleinen Kindern, die oft viel Gepäck mit dabei hätten. Das müssten die jetzt vielleicht über mehrere Kilometer schleppen.
Als weitere Nebenwirkung klang in einigen Schreiben auch an, dass sich viele Autos Parkplätze in den umliegenden Gebieten gesucht hätten, was die dortigen Bewohner wahrscheinlich ebenfalls nicht begeistert.
Dass die Situation am See im vergangenen Jahr an manchen Tagen eskaliert ist, räumt Sigrid Hensel ein. Sie habe erlebt, wie ein Rettungswagen nicht mehr durchgekommen sei. Aber, so meint sie, es hätte doch auch andere Möglichkeiten gegeben, solche Zustände abzustellen, ohne gleich vielen Menschen den Besuch zu erschweren oder ganz zu verwehren.
Warum werden nicht so viele Autos auf die Uferpromenade gelassen, wie dort regulär parken dürfen und erst dann gesperrt?, lautet ihr Gegenvorschlag. Wer dann zu spät komme, habe zwar Pech gehabt, aber zumindest einige hätten eine Chance.
Das lasse sich schwer umsetzen, war die Reaktion darauf beim Bezirksamt. Es müsste dann ständig kontrolliert werden, ob und wie viele Parkplätze noch frei seien.
Derzeit scheitert die Idee auch noch aus einem anderen Grund. An der Uferseite der Uferpromenade, dort wo parken erlaubt ist, stehen jetzt Absperrgitter. Im ganzen Bereich gilt jetzt ein Halteverbot. Das hängt mit den Bauarbeiten auf dem Ritterfelddamm zusammen. Weil der Ritterfelddamm gerade weitgehend gesperrt ist, soll die Uferpromenade als Ausweichstrecke für Einsatz- und Rettungsfahrzeuge frei gehalten werden – voraussichtlich bis zum 6. August.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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