Als Berlinale-Spielort hat das "Thalia" großes Kino erlebt
Montag, 9. Februar: Trubel im beschaulichen Lankwitzer Kiez um das Filmtheater Thalia. Der große Berlinale Bär vor dem kleinen Kino an der Kaiser-Wilhelm-Straße ließ schon erahnen, dass hier heute Großes passiert. Und tatsächlich: Am Abend wurde der Rote Teppich ausgerollt, schwarze Limousinen fuhren vor und die Prominenz wurde mit Blitzlicht-Gewitter empfangen.
"Berlinale goes Kiez" heißt die Sonderreihe der Berlinale, die das Festivalflair hinaus in die Kinosäle der Berliner Kieze trägt. In diesem Jahr wurde unter anderem das "Thalia" ausgewählt, einen Abend lang Spielort zu sein. "Wir sind sehr stolz, Teil eines großen Festivals zu sein, das weltweit bekannt ist. Das ist wie ein Ritterschlag", sagt Emanuel Fernandes. Der 33-Jährige leitet seit zehn Jahren das Lankwitzer Kino.
1953 erbaut, erfreut es sich im Kiez großer Beliebtheit. Immerhin ist es das einzige Filmtheater weit und breit. 1979 stand das Kino vor dem Aus. Nur dem Engagement einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass bis heute Filme gezeigt werden und das Kino zu einem Kinocenter mit vier Sälen umgebaut wurde. Dadurch kann das Thalia durchaus mit den "Großen" mithalten: Es hat vier Kinosäle mit insgesamt 395 Plätzen und natürlich neueste Technik.
"Das Kino ist vor allem als Familienkino beliebt. Viele Eltern, die heute mit ihren Sprösslingen herkommen, haben selbst als Kinder ihre ersten Filme im Thalia geschaut", erklärt Fernandes. "Wir hatten auch schon einen Heiratsantrag vor der großen Leinwand", erinnert er sich. Das Pärchen hatte sich beim ersten Date im Thalia kennengelernt. Für das erste Date ist es ohnehin ziemlich beliebt. Aus gutem Grund. Es darf für sich reklamieren, über den kleinsten und intimsten Kinosaal der Stadt zu verfügen - mit gerade mal 20 Plätzen.
Auf dem Programm stehen nicht nur die aktuellen Kinofilme. Es macht sich auch als Programmkino einen Namen. Montags zum Beispiel gibt es in der Reihe "Der besondere Film" künstlerisch anspruchsvolle Arthouse-Filme. "Dienstags zeigen wir Film-Highlights, die in den großen Kinos nicht mehr laufen für ein schmales Budget", sagt der Kinoleiter. Die Preise im Thalia sind generell familienfreundlich. Zum Familientag etwa kostet das Ticket vor 17 Uhr 4,50 Euro.
Nach dem Berlinale-Rummel hofft Emanuel Fernandes, dass sein kleines Kino nicht nur für diesen Tag im Fokus stand. Er wünscht sich, dass durch die Berlinale-Teilnahme viele neue Besucher das Kino kennengelernt haben und nun vielleicht öfter einmal den Weg nach Lankwitz finden. "Man muss schließlich nicht immer an den Potsdamer Platz fahren, um gute Filme zu schauen", sagt er.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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