Naturschützer zweifelt die Extremhitze als Ursache an
Massenhaftes Fischsterben im Teich des Gemeindeparks

Seit Tagen schwimmen hunderte Fischkadaver im Teich des Gemeindeparks Lankwitz.  | Foto: K. Rabe
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Spaziergängern am Teich des Gemeindeparks bietet sich derzeit ein trauriger Anblick. Hunderte Fischkadaver säumen das Ufer des Teiches. Als Ursache werden die extrem hohen Temperaturen der vergangenen Tage vermutet.

Stadträtin Maren Schellenberg teilt die Ansicht. Hinzu käme, dass es weder im vergangenen Jahr noch bisher in diesem Jahr ausreichend geregnet hätte. „Mit steigenden Temperaturen sinkt der Sauerstoffgehalt in Gewässern ab, da warmes Wasser weniger Sauerstoff speichern kann. Insbesondere in den Nächten kann der Gehalt an Sauerstoff unter den für Fische kritischen Wert absinken.“ Verantwortlich dafür seien vor allem Algen und Bakterien, die sich während der Hitzewelle rapide vermehrt hätten. Eine weitere Ursache sieht die Stadträtin darin, dass die Enten des Teiches immer wieder mit Brot gefüttert werden. „Zusätzliche Nährstoffeinträge durch organische Abfälle verschärfen die Sauerstoffproblematik. Daher bitten wir auch immer wieder darum, die Fütterung der Enten und Fische mit Brot zu unterlassen“, sagt Schellenberg.

Der Teich im Gemeindepark Lankwitz ist mit Wassertiefen zwischen 30 Zentimetern und maximal 1,20 Meter ein sehr anfälliges Flachgewässer. „Das Wasser erwärmt sich hier sehr schnell sehr stark. Für einige Fischarten gelten bereits Wassertemperaturen von 27 Grad Celsius als tödlich“, erklärt Maren Schellenberg. Aus diesem Grund sei er auch für einen dauerhaften Fischbesatz völlig ungeeignet und daher hätte es auch einen eigenen Fischbestand gar nicht gegeben.

Aber wo kommen die vielen Fische her? „Die Fische sind entweder auf natürlichem Weg über Laich von Vögeln oder durch das gezielte Aussetzen von Goldfischen und Karpfen durch Parkbesucher in den Teich gelang“, sagt die Stadträtin.

Erst vor zwei Jahren ist der Teich im Gemeindepark Lankwitz saniert worden. Unter anderem wurde das Wasser abgelassen und der Teich vom Schlamm befreit. Seit 2017, nach der Entschlammung, hat der Teich einen Wasserzulauf bekommen. Der wird regelmäßig zugeschaltet, um frisches Wasser nachlaufen zu lassen. „Leider war der dadurch erzielte Effekt, das Wasser mit Sauerstoff anzureichern angesichts der hohen Temperaturen wohl zu gering“, sagt Schellenberg.

Anwohner und Naturschützer Nicolas Bramke hat seine Zweifel. „Es mag sein, dass eine Überdüngung durch Essensreste beim Füttern der Enten eine Rolle spielt, aber dies wird von den Anwohnern leider bereits seit vielen Jahren so gehandhabt. Trotzdem und trotz heißer Sommer führte dies bislang nicht zum Umkippen“, schreibt er auf seiner Homepage „Your Little Planet“ und weist außerdem darauf hin, dass der Teich vor der Sanierung in 2016/2017 sogar mehr Biomasse in Form von Schlick gehabt hätte und trotzdem weitgehend stabil blieb. Bramke vermutet, dass der Teich Wasser verliert, weil bei Baggerarbeiten im Teich während der Sanierung eventuell eine Teichfolie und somit der Untergrund des Teiches beschädigt wurde. Dadurch würde das Wasser versickern und mehr Grundwasser müsste zugeführt werden. Wenn der Teich tatsächlich aufgefüllt und dafür Tiefengrundwasser verwendet wurde, ist das für Nicolas Bramke eine Erklärung für das „Umkippen“ des Gewässers, also die starke Algenentwicklung. Denn das Tiefengrundwasser sei in Berlin besonders eisenhaltig und würde als exzellenter Dünger für Algen wirken.

Was auch immer die Gründe für das plötzliche Umkippen des Teiches sind, Bramke plädiert dafür, die Ursachen abzuklären. „Mit diesem künstlichen Biotop geht auch für den Bezirk die Verantwortung für die vielen Tiere und anderen Organismen einher, die nun tot sind.“

Demnächst werden die Fischkadaver abgefischt und fachgerecht entsorgt, teilt die Stadträtin mit. Das Bezirksamt stehe dazu mit den Fischerei- und Veterinärbehörden in engem Kontakt.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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