Seit 60 Jahren zusammen
Der Mahlsdorfer Eberhard Griebsch (74) feiert den runden Geburtstag seiner Schildkröte „Bertha“

Eberhard Griebsch und seine Europäische Sumpfschildkröte Bertha - seit 60 Jahren gute Freunde. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Eberhard Griebsch und seine Europäische Sumpfschildkröte Bertha - seit 60 Jahren gute Freunde.
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„Ich habe Bertha versprochen, dass sie in die Zeitung kommt, wenn sie 60 wird“, sagt Eberhard Griebsch. Dieses Versprechen hat er hiermit gehalten. Bertha ist eine Europäische Sumpfschildkröte. Sie begleitet den 74-Jährigen aus Mahlsdorf, seit er sie zu seinem 14. Geburtstag von seinem Neffen geschenkt bekommen hat.

Gemeinsam haben die beiden seitdem viel erlebt, wie Griebsch bei einem Besuch in seinem Garten erzählt. „Heute stehen Europäische Sumpfschildkröten unter Artenschutz. Damals waren sie noch frei zu kaufen“, sagt er.

Im Gegensatz zu manchen Artgenossen sind Europäische Sumpfschildkröten keine Pflanzenfresser. Eberhard Griebsch musste deshalb lebende Mehlwürmer besorgen und Fisch in Häppchen zerkleinern. Es habe da einen Laden an der Jannowitzbrücke gegeben. Dort musste er sich nach seinem Geburtstag erst einmal schlaumachen, denn viel wusste er nicht über die Tiere. „Die Ernährung war mir nicht ganz klar.“

Beim Futter nicht wählerisch

Seine Bertha bekomme nur das Beste, betont Griebsch. Das sind Filetstücke. Auch Regenwürmer, Schnecken oder Kellerasseln findet sie schmackhaft. Besonders wählerisch scheint sie nicht zu sein. „Einmal ist eine kleine Meise ins Becken gefallen. Die hat Bertha so schnell zerpflückt, dass ich gar nicht reagieren konnte.“

Das Becken mitsamt einem kleinen Springbrunnen hat er extra für sie gebaut. Seit 1977 steht es in seinem Garten. Darin schwimmen auch ein paar Goldfische. „Wenn einer von ihnen schwächelt, ist Bertha sofort da“, scherzt er.

Waschbär biss Bertha ein Bein ab

Einmal aber wurde die Schildkröte selbst ins Visier genommen. Ein Waschbär hatte es auf sie abgesehen. „Er hat Bertha aus dem Becken geholt, ihr ein Bein abgebissen und ihr den Schwanz verkürzt.“ Danach musste Griebsch seine treue Begleiterin das erste Mal in eine Tierklinik bringen. Als Konsequenz baute er eine Schutzvorrichtung ein, mit der er Bertha über Nacht in einer Höhle im Becken einschließen kann.

Auch nach sechs Jahrzehnten steht der Senior gern am Beckenrand, um Bertha zu beobachten. Lange Zeit hatte er Zweifel, ob er sich bei der Pflege wirklich korrekt verhält. Ein Tierarzt konnte diese jedoch ausräumen. Er habe ihm gesagt: „Herr Griebsch, Sie haben Bertha jetzt seit so vielen Jahren. Das bedeutet, dass Sie alles richtig gemacht haben.“

Große Tierliebe

Generell seien alle Tiere, um die er sich in seinem Leben gekümmert hat, alt geworden. Dazu gehörten eine Katze, Wellensittiche, Meerschweinchen, Hamster und Tauben. Heute ist nur noch Bertha übrig, neben einem sprechenden Papagei, den Eberhard Griebsch in seiner Werkstatt herumfliegen lässt. Der gelernte Tischler, der sich später als Möbelrestaurator selbstständig machte, ist auch ein Tüftler. Vieles in seinem Haus, zum Beispiel auch die in die obere Etage führende Treppe, hat er selbst gebaut.

Es dauert nicht mehr lange, dann muss er Bertha aus dem Becken holen und in seinen Keller bringen, wo konstant zehn Grad Celsius herrschen. Von Oktober bis März/April hält sie dort ihren Winterschlaf. Griebsch bereitet dafür ein Gefäß mit Wasser vor, das er dann ab und zu durch frisches ersetzt. In ihren 60 Jahren sei Bertha nie krank gewesen.

Sorge um Legenot

Allerdings hatte er immer wieder mal Angst um sie, wenn sie Eier gelegt hat. Dabei kann es zu einer Legenot kommen, was bedeutet, dass die Eier im Körper verbleiben. „Die vergiften dann den Körper und müssen manchmal sogar operativ entfernt werden“, erklärt er. Bei Nichtbehandlung kann eine Legenot tödlich enden. Ungefähr zehn Eier pro Jahr sind es bei Bertha, die einst nur so groß wie ein Zwei-Mark-Stück war und heute immerhin so groß wie eine Hand ist. „Ich kenne Bertha länger als meine Frau“, sagt Griebsch. Bis zu 80 Jahre könne sie alt werden. Er hoffe aber nicht, dass seine Schildkröte ihn überleben wird.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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