Ortstermin: Vor 20 Jahren zog die Anna-Seghers-Bibliothek in neue Räume
Neu-Hohenschönhausen. Schüler verbringen ihren Nachmittag beim gemeinsamen Computerspiel, Studenten finden einen ruhigen Lernplatz und ältere Semester gemütliche Sessel zum Schmökern: Die Anna-Seghers-Bibliothek ist mehr als bloß Buchausleihe.
Von Regalen umringt sitzt Enrico Maks, ganz versunken in seine Studienbücher. Es ist Montagmorgen. In wenigen Tagen muss der Maschinenbau-Student den Stoff intus haben, eine wichtige Mechatronik-Prüfung steht an.
"In der Bibliothek ist es schön ruhig, ich kann hier diszipliniert arbeiten, werde nicht abgelenkt und finde zusätzliche Lehrbücher", sagt der 29-Jährige. Nur einige Meter weiter arbeitet Babette Hesse an ihrem Laptop. "Ich nutze die Bibliothek zum Arbeiten, kann auf das kostenlose WLAN zugreifen", sagt sie. "Hier ist es so luftig und licht. Und die Mitarbeiter helfen einem immer weiter. Ich kann nur gute Dinge berichten", sagt sie.
Vor 20 Jahren eröffnete die nach der Schriftstellerin Anna Seghers benannte Bibliothek in neuen Räumen. Nachdem das alte Handelszentrum abgerissen worden war, entstand am Prerower Platz das Einkaufszentrum "Linden Center". "Wir waren die erste Bibliothek in Berlin, die in ein Einkaufszentrum gezogen ist", weiß Leiterin Sigrid Tschepe. Neukölln und Prenzlauer Berg sind inzwischen dem Beispiel gefolgt.
Durch einen Seiteneingang gelangt man in das bibliophile Herz von Neu-Hohenschönhausen. Die Bibliothek ist die größte ihrer Art in Lichtenberg. "Ein großer Vorteil ist die zentrale Lage. Und wir können auf die gute Zusammenarbeit mit dem Management des Linden-Centers bauen", sagt Tschepe. Täglich kommen bis zu 800 Besucher, statistisch gesehen besucht jeder Hohenschönhausener diese Bibliothek zwei Mal im Jahr.
Das mag nicht verwundern, denn hier werden nicht nur Schmöker verliehen. Ein Drittel des Medienbestandes sind sogenannte Non-Book-Medien, dazu zählen Konsolenspiele, CDs, DVDs, Filme auf Blu-rays. Auf digitalen Whiteboards, interaktiven Schultafeln, können animierte Kinderbücher abgespielt werden. "So können Kinder ihr Leseverständnis spielerisch prüfen", so Tschepe. Doch trotz neuer Medien bleibt die Bibliothek ein Ort, wo dicke Bände und schmale Paperbacks in Regalen stehen. "Das Buch ist nicht tot, es gliedert sich einfach in einen neuen Kontext ein", sagt Sigrid Tschepe.
Nicht zuletzt ist die Bibliothek offen für Veranstaltungen. Autoren lesen hier regelmäßig. So ist der Kabarettist Martin Buchholz am 26. November zu Gast. Bei der Veranstaltungsreihe "ExpertenRat" gibt es Informationen aus erster Hand, beim nächsten Mal geht es um Bestattungsvorsorge (25. November). Im lichtdurchfluteten Treppenaufgang sind zurzeit Bilder von Schüler aus dem Barnim-Gymnasium zu bewundern.
Ein neues Glanzlicht ist die Reihe "OmaOpa & Ich", die am 14. November startet und Generationen zusammenbringen will. So werden zum Beispiel Spiele von früher vorgestellt.KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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