Jubiläum an der Buolstraße
Sport Centrum Siemensstadt wird 35 Jahre alt

Aus dem Vorzeigeprojekt könnte das "Sport Centrum Siemensstadt 2.0" werden, sagt Jens-Uwe Kunze.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Das Sport Centrum Siemensstadt wird 35 Jahre alt. Die Anlage an der Buolstraße/Ecke Rohrdamm ging einst als Modellversuch in Betrieb. Heute ist sie die größte öffentliche multifunktionale Sportstätte Berlins.

Im Kinderschwimmbecken jauchzen kleine Wasserhelden. Babyschwimmkurse stehen bei Eltern hoch im Kurs. Ein paar Schritte bewegt sich eine betagtere Gruppe bei Rückengymnastik, während oben im Fitnessstudio Freizeitsportler am Kettler schwitzen. In der separaten Tennishalle bestreitet gerade ein Doppel ein flottes Match, und draußen auf der Leichtathletikanlage drehen Läufer ihre Runden.

Reger Betrieb in allen Bereichen

Reger Betrieb herrscht an diesem Dienstagvormittag im Sport Centrum Siemensstadt. Nur ein Zufall? „Nein, gar nicht“, sagt Geschäftsführer Jens-Uwe Kunze. „Bei uns geht es von 6.30 bis 22 Uhr rund. Das ist auch gut so, denn das Sport Centrum muss sich wirtschaftlich tragen.“

Seit seiner Eröffnung am 1. Juni 1984 steigt die Besucherzahl im Sport Centrum Siemensstadt kontinuierlich. Sie liegt heute bei 750 000 im Jahr. „So viele Besucher hat Hertha in sieben Heimspielen“, sagt Jens-Uwe Kunze. Die hohe Auslastung hat gute Gründe. Einerseits zählt der Sport Club Siemensstadt Berlin laut jüngster Statistik des Landessportbundes 6481 Mitglieder und steht damit an siebter Stelle auf der Liste der 44 Berliner Sportvereine mit mehr als 2000 Mitgliedern. Andererseits bietet der Verein im Sport Centrum Siemensstadt 22 Sportarten und 150 Kurse von Aerobic bis Zumba an. Hinzu kommen übers Jahr verteilt Großveranstaltungen wie etwa das „Blaue Band der Spree“, ein vier Tage dauerndes internationales Tanzturnier. Erstmals in diesem Jahr richtete das Sport Centrum über Ostern auch eine Weltmeisterschaft in den Standardtänzen aus. Hinzu kommen das Festival des Sports, Deutsche Meisterschaften im Badminton und Tischtennis oder Firmen-Fußballturniere. Auch Schulen und Kitas nutzen die 64 000 Quadratmeter große Freizeitsportanlage.

Modellprojekt entstand 1980 bis 1984

Gebaut wurde sie von 1980 bis 1984 als Modellprojekt von der öffentlichen Hand für 42,6 Millionen D-Mark. Modell deshalb, weil ein Sportverein, der Sport Club Siemensstadt Berlin, die öffentliche Anlage für den Senat betreibt. Wie das „GutsMuths-Sportzentrum“ in Moabit sollte das Sport Centrum Siemensstadt unter dem Motto „Sport für alle“ als Ausgleich zum Arbeitsalltag jedem zu fairen Preisen offenstehen. Die Idee ging auf. Heute ist die Musteranlage am Rohrdamm die größte multifunktionale Sportanlage für Breiten-, Freizeit-, Gesundheits- und Vereinssport in Berlin.

Für fast alle Sportarten was dabei

„Was man ihr von außen leider kaum ansieht“, sagt Jens-Uwe Kunze. Denn das Sportzentrum mit dem Retro-Charme der 80er-Jahre duckt sich hinter hohen Bäumen weg. Welche Ausmaße es hat und vor allem, welches Innenleben, lässt sich nur vermuten. Da wäre zum Beispiel das 25-Meter-Schwimmbecken mit eigenem Kinderbecken. Die Schwimmhalle mit Sauna und Wellness ist mit 160 000 Besuchern jährlich der am stärksten frequentierte Bereich. Viele Spandauer haben dort Schwimmen gelernt. Hinzu kommen ein Herz-Kreislauf-Zentrum, eine Dreifach-Sporthalle, Turnhalle, Tanzsaal, Gymnastikhalle, Tennishalle mit zwei Innen- und fünf Außenplätzen, Bewegungsräume und ein Fitnessstudio, das 1989 das erste in einem Berliner Sportverein war. Draußen gibt es Anlagen für Basketball, Fußball, Streetball, Beachvolleyball und Inline-Skater, einen großen Rasenplatz mit einer 400-Meter-Rundbahn und ein Kinderspielhaus.

Insgesamt sind 30 Mitarbeiter, alle beim SC Siemensstadt angestellt, im Einsatz, darunter sechs Sportlehrer sowie Techniker, die für die Belüftung, Wasser, Klima und Elektro zuständig sind. Darüberhinaus arbeiten im Sport Centrum noch über 100 Trainer und Übungsleiter als Honorarkräfte. Nach dem Motto „Sport ist im Verein am schönsten“ hat der SC Siemensstadt 22 Abteilungen aufgebaut, wobei der Freizeit- und Gesundheitssport die größte ist.

Der Verein mit seinem fünfköpfigen engagierten Vorstand an der Spitze verwaltet die Anlage nach wie vor im Auftrag des Senats und erhält dafür einen Zuschuss von etwa einer Million Euro im Jahr. Nötig sind aber mindestens drei Millionen Euro. „Die übrigen zwei Millionen müssen wir selbst erwirtschaften“, erklärt Jens-Uwe Kunze. Dabei sind die Kursgebühren, die Schwimmbad-Nutzung, die Vermietung des Tennisplatzes und die Vereinsbeiträge die wichtigsten Säulen.

Zuletzt großsaniert wurde die Anlage bis 2007. Auf lange Sicht will der Verein Berlins Vorzeigeobjekt aber nicht nur erhalten, sondern weiterentwickeln. „Zum Sport Centrum Siemensstadt 2.0“, sagt Kunze. Denn spätestens 2030, wenn der Siemens-Campus fertig ist, werde der große Ansturm kommen. „Deshalb müssen wir unser Sportangebot modernisieren. Wir brauchen Outdoor-Angebote für Jugendliche und Studenten, die nicht Vereinsmitglieder sind, einen noch besseren Service, und wir müssen als Verein neuen Nachwuchs gewinnen.“ Außerdem hat das Sport Centrum zu wenige Parkplätze. Der 55-Jährige denkt deshalb an ein „sportliches Parkhaus“. Mit einer Kletterwand zum Beispiel oder einer Sportanlage auf dem Dach. Platz gäbe es dafür auf dem Grundstück, sagt Kunze. Nur muss der Senat zustimmen.

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Ulrike Kiefert aus Mitte

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