Für Siedlung Neu-Jerusalem gibt es Kaufinteressenten
In den vergangenen Wochen haben Mieter der Siedlung vermehrt Besuche von Interessenten erhalten, die eines der Häuser erwerben möchten und dabei auch ankündigen, nach dem Erwerb Eigenbedarf geltend zu machen. Die Siedlung besteht aus 21 Doppelhäusern, die der Architekt Erwin Anton Gutkind im Bauhausstil plante, und die in den Jahren 1923/1924 links und rechts neben der Heerstraße kurz vor der heutigen Grenze zu Brandenburg errichtet wurden. Bewohner waren vor allem Mitarbeiter der Fliegerakademie des nahen Luftschiffhafens Staaken.
Zu DDR-Zeiten wurde in die Gebäude kaum investiert. Die Mieter modernisierten oft selbst oder auf eigene Kosten. Nach der Wende wurde die Siedlung zeitweise von dem Wohnimmobilienunternehmen GSW verwaltet und gelangte zuletzt über den Liegenschaftsfond in den Besitz der Northern Cross Estate GmbH (NCO), die die Häuser auf dem Immobilienmarkt anbieten lässt. Gegen die NCO liegt ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss entsprechend eines Vollstreckungsbescheids des Amtsgerichtes Wedding (Aktenzeichen 12-0773420-0-9) vor, nach dem Mieter ihre Mieten zunächst an einen Gläubiger dieses Unternehmens zu zahlen haben.
Schon vor Jahren versuchte die NCO, Mietern zu kündigen. So konnten vor vier Jahren Helga und Günter Kokoschinski eine fristlose Kündigung abwehren. Dazu kommen Aufforderungen, Schuppen oder Garagen abzubauen. Viele der gut 40 noch anwesenden Mietparteien lassen sich vom Berliner Mieterverein vertreten. In den Mietstreitigkeiten spielt immer wieder der Denkmalschutz eine Rolle, der nach Ansicht der Eigentümer von den Mietern verletzt wird. Die Mieter wiederum verweisen auf einen erheblichen Sanierungsbedarf angesichts feuchter Keller und undichter Dächer. Sie bezweifeln, dass mögliche Kaufinteressenten über den Aufwand denkmalgerechter Sanierung informiert sind.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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