Wenn Häftlinge über Freiheit nachdenken
Das Gefängnistheater aufBruch führt "Die Hermannsschlacht" auf

Plakat zur Aufführung der Hermannsschlacht. | Foto:  aufBruch
  • Plakat zur Aufführung der Hermannsschlacht.
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  • hochgeladen von Thomas Frey

In der Justizvollzugsanstalt Tegel gibt es seit rund einem Vierteljahrhundert das Gefangenentheater "aufBruch". Die Inszenierungen können auch von externem Publikum besucht werden.

Normalerweise finden die Vorstellungen in geschlossenen Räumen statt. Zum ersten Mal nach fast zehn Jahren steht jetzt wieder eine Freiluftveranstaltung auf dem Spielplan. Im Freistundenhof der ehemaligen Teilanstalt III an der Seidelstraße 39 hat am 8. Juni das Historiendrama "Die Hermannsschlacht" nach Christian Dietrich Grabbe Premiere.

Das Werk behandelt die legendäre Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 nach Christus. Mehreren Germanenstämmen unter Führung des Cheruskerfürsten Hermann gelingt es damals, die übermächtigen römischen Besatzungslegionen zu schlagen. Möglich wurde die "partisanische List", so zitiert aus der Ankündigung zum Freiluftgefangenentheater, weil es zuvor gelungen war, die zerstrittenen Germanenfürsten zu vereinen. Als Hermann nach dem Sieg aber auch noch zum Angriff auf Rom rüsten möchte, machen die anderen nicht mehr mit.

Das Ereignis im Teutoburger Wald, dessen genauer Ort ebenso wie manches andere bis heute nicht völlig geklärt ist, wurde über verschiedene Zeitläufe zu einer Art Mythos, das auch immer wieder auf die aktuelle Zeit bezogen interpretiert wurde und in manchen Zeiten auch als Symbol für vermeintliche nationale Größe herhalten musste.

Die Vorlage von Christian Dietrich Grabbe stammt aus dem Jahr 1836. Eingeflossen sind dort die Erfahrungen während der napoleonischen Fremdherrschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts und die daraus folgenden Befreiungskriege. Die Hoffnung auf eine deutsche Einheit schwingt ebenfalls mit. Spätere Interpretationen sehen die Hermannsschlacht mitunter als eine Art Parabel gegen koloniale Unterdrückung.

Auch das Gefangenensemble will mit seiner Inszenierung eine Brücke bis in die Jetztzeit schlagen und dabei nicht zuletzt auf den Freiheitsgedanken abheben. Schon wegen der derzeitigen Lebenssituation der Mitwirkenden ist spannend, wie das umgesetzt wird.

Nach der Premiere gibt es weitere Vorstellungen am 9., 10., 15., 16. und 17. Juni. Außerdem vom 22. bis 24., am 29. und 30. Juni sowie zuletzt am 1. Juli. Beginn des 100 Minuten-Dramas ist jeweils um 18 Uhr. Der Einlass für das Publikum findet zwischen 17 und 17.40 Uhr statt.

Aufgrund des Aufführungsortes gibt es einige Vorgaben. Vor Betreten der Haftanstalt sind persönliche Gegenstände in vorhandene Schließfächer zu verstauen. Der Zugang passiert nicht selbstständig, sondern geführt.

Karten zu 15, ermäßigt zehn Euro, gibt es auf www.shop.gefaengnistheater.de oder unter ¿24 06 57 77 der Volksbühne (Mo bis Sa 11-18 Uhr). Weitere Informationen finden sich auch unter www.gefaengnistheater.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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