Ein Haus zieht um
Sommersitz aus Köpenick steht jetzt in Albrechts Teerofen

Beeindruckendes Ensemble in Albrechts Teerofen 8: das wieder aufgebaute Holzhaus aus Köpenick und das Büdnerhaus aus dem 18. Jahrhundert.  | Foto: Heike Deselaers
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  • Beeindruckendes Ensemble in Albrechts Teerofen 8: das wieder aufgebaute Holzhaus aus Köpenick und das Büdnerhaus aus dem 18. Jahrhundert.
  • Foto: Heike Deselaers
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Als Sommersitz wurde es 1911 in Köpenick errichtet, ein Kataloghaus der „Berliner Hausbaugesellschaft“. Seit rund einem Jahr steht es am anderen Ende der Stadt in Albrechts Teerofen 8. Das Bezirksamt hat das Gebäude zum Denkmal des Monats November 2018 gewählt.

Das Haus ist eines der wenigen noch erhaltenen Holzbauten aus der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts. Da es am alten Standort weichen musste, wurde es abgebaut und zum denkmalgerechten Wiederaufbau, der so genannten Transloszierung, freigegeben. Die Architektin Heike Deselears leitete in Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden des Landes und der Bezirke den ungewöhnlichen Umzug.

Das Haus stand ursprünglich in der Ostendorfstraße 7 in der Nähe der Dahme. Es war der Sommersitz eines Sanitärarztes und Beamten der preußischen Gesundheitsverwaltung. Die Pläne für das Bauwerk erarbeitete der Friedenauer Architekt Richard Jacobi. Die Hausbaugesellschaft hatte ihm den Auftrag dazu erteilt. Die GmbH war auf kostengünstige Wohn- und Landhäuser sowie Sommer- und Ferienhäuser spezialisiert.

Ausdruck der Lebensreform-Bewegung

Das Haus gilt als eines der frühesten Beispiele des Fertigbaus und war Ausdruck der Lebensreform-Bewegung, die Wohnen in Licht, Luft und Sonne für alle zum Ziel hatte. Es ging aber auch um Bauen mit natürlichen Materialien und eine erschwingliche industrielle Fertigung. In Holzskelettbauweise wurde das Haus mit einer einfachen Innen- und Außenverbretterung versehen und auf einen gemauerten Sockel gestellt.

Das Holzhaus wurde 2015 in Köpenick wieder entdeckt. Um es vor dem Abriss zu bewahren, wurde es verschenkt mit der Auflage, es denkmalgerecht und originalgetreu an einem anderen Ort in Berlin wieder aufzubauen. Diese Aufgabe übernahm das Immobilien-Beratungsunternehmen Interagila GmbH.

Zunächst musste der ehemalige Sommersitz aber zerlegt werden. Die Bauteile wurden wandweise gekennzeichnet. Fußböden, Leisten, Stoffbespannungen der Innenwände, die Dachinnenverschalung, Fensterflügel, Türblätter, Einbaumöbel und die Dachdeckung wurden zunächst eingelagert.

Wasserweg war zum Transport nicht geeignet

Mit einem 40-Tonnen-Kran wurden schließlich die Teile verladen. Da der Teltowkanal den alten und den neuen Standort verbindet, war zunächst der Wasserweg zum Transport im Gespräch, erwies sich aber als ungeeignet. Schließlich kamen die Haus-Teile dann mit einem einem Spezial-Lkw, einem 44-Tonnen-Innentieflader, nach Albrechts Teerofen.

Dort konnte der Wiederaufbau beginnen. Wegen des konstruktiven Holzschutzes war das Haus in einem guten Zustand. Positiv wirkte sich dabei auch der hohe Harzanteil des verwendeten amerikanischen Red-Pine-Baumes aus. Es waren also nur wenige Sanierungsarbeiten erforderlich, wie Architektin Deselaers erläutert. Fertiggestellt wurde die Maßnahme Mitte 2017.

Ebenfalls 2017 konnte die Interagila GmbH die Sanierung des leer stehenden und vom Verfall bedrohten einstöckigen Büdnerhauses aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts abschließen. Bei dem Gebäude handelt es sich um das Ursprungshaus der ehemaligen Kolonie Albrechts Teerofen. Es verfügt über eine Schwarze Küche, auch Rauchküche genannt. Es ist das älteste Haus in Wannsee und war vermutlich das Wohnhaus des Teerbrenners Albrecht. Gemeinsam mit dem Holzhaus bildet es jetzt ein Bauensemble.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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