Vor 20 Jahren gründete sich die Liebermann-Gesellschaft
Max Liebermann (1847-1935) geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Sein Wohnhaus am Brandenburger Tor war zerstört und sein Sommerhaus am Wannsee war erst Krankenhaus und ab 1972 Sitz des Deutschen Unterwasser-Clubs (DUC). Grundstück und Haus an der Colomierstraße gehörten dem Land Berlin, verwaltet vom damaligen Bezirksamt Zehlendorf.
1992 veranstaltete ein privater Kunsthandel im Liebermann-Sommersitz eine Verkaufsausstellung. Schlagartig rückte das Haus ins Bewusstsein der Deutschen Historischen Gesellschaft Berlin. Sie machte sich stark für einen Ort, der Liebermann gewidmet sein sollte.
Professor Rolf Budde, späteres Gründungsmitglied der Liebermann-Gesellschaft und seitdem auch Vorstandsvorsitzender erinnert sich: "Der DUC erkannte, dass der Clubsitz bedroht war, und wollte 1995 eine Verlängerung des Pachtvertrags um 20 Jahre." Die damalige Zehlendorfer Sportstadträtin Theda von Wedel unterstützte das Anliegen. Auf ihre Initiative hin wurden die Papiere einen Tag vor der Gründung der Liebermann-Gesellschaft am 16. März 1995 unterschrieben. "Das war Wahnsinn. Das kam über Nacht", erklärt der Vorstandsvorsitzende. Die Enttäuschung war groß, vor allem, da die Gesellschaft bereits ein Konzept für die Liebermann-Villa erarbeitet hatte. Budde: "Das Bezirksamt Zehlendorf begegnete uns sehr herablassend, stellte den Sport in den Vordergrund."
Unterstützer mussten her und wurden unter anderem beim Landessportbund gefunden. Dessen Präsident Manfred von Richthofen hatte auch Sinn für Kunst und erreichte bei Bezirksbürgermeister Ulrich Menzel, dass eine Klausel im Pachtvertrag aufgenommen wurde: Findet die Gesellschaft ein adäquates Grundstück für den DUC, kann sie ihre Pläne für das Sommerhaus umsetzen.
2002 war der neue Sitz gefunden, auf der anderen Seite des Wannsees, in der Scabellstraße. Dort war zuvor eine Betriebssportgruppe der Feuerwehr untergebracht.
Die Arbeiten in und an der Villa konnten endlich beginnen. Viele Ehrenamtliche halfen. "Wir waren alle sehr euphorisch", erinnert sich Budde. Finanzielle Unterstützung gab es von Unternehmen aus der Wirtschaft und aus dem Kulturbereich.
Im Mai 2006 fand die Eröffnung der Villa statt. Die von Liebermann angelegten Heckengärten konnten im Frühjahr 2014 rekonstruiert werden. Kurz danach stürzte die von ihm gepflanzte Kastanie um. Eine Spendenaktion für einen neuen Baum wurde ins Leben gerufen. Sie war so erfolgreich, dass das Geld auch noch für eine Replik der Sonnenuhr reichte, die Liebermann 1928 als Geschenk erhielt.
Die Liebermann-Gesellschaft hat heute mehr als 1700 Mitglieder. zu Beginn waren es um die 15. "Wir waren eine echte Bürgerbewegung", sagt Rolf Budde. "Auf das Geleistete sind wir stolz."
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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