Golfclub unter Verdacht
Wannsee. Der Golfclub Wannsee macht wieder einmal Negativschlagzeilen. Aktuell wird gegen den Vorstand und ehemalige Funktionäre wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Zudem gibt es einen clubinternen Streit um die Gemeinnützigkeit.
Nach Angaben ihres Pressesprechers, Martin Stetner, geht die Berliner Staatsanwaltschaft davon aus, dass die als Spenden deklarierten Gelder in Wirklichkeit eine zusätzliche Eintrittsgebühr des Golfclubs waren. Und als solche wären sie steuerpflichtig gewesen.
Durchschnittlich sollen die Club-Mitglieder neben ihren Mitgliedsbeiträgen 20 000 Euro gespendet und dies anschließend von der Steuer abgesetzt haben, weil der Club gemeinnützig ist. Der Golfclub erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund vier Millionen Euro. Aufgrund seiner Gemeinnützigkeit ist er bislang weitestgehend von der Steuerzahlung befreit.
Schon einmal, 2008, war der Club wegen eines umstrittenen Pachtvertrages in die Kritik geraten. Der damalige Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hatte ihm ein 57 Hektar großes, landeseigenes Grundstück durch Erbbaurecht übertragen. Der Club zahlte einmalig drei Millionen Euro. Dieser Betrag wurde in der Öffentlichkeit als viel zu niedrig kritisiert.
Den schweren Vorwürfen der Staatsanwaltschaft sieht der Unternehmer und ehemalige Präsident des Golf- und Land-Clubs Berlin-Wannsee, Roland Specker, gelassen entgegen. Er sagt, dass die Mitglieder immer erst eingetreten und erst später dann gespendet hätten. Er selbst habe in seiner Amtszeit sieben Millionen Euro an Spenden von Vereinsmitgliedern eingeworben.
Infolge der Vorwürfe wegen Steuerhinterziehung gibt es im Club eine Diskussion über die Aufgabe der Gemeinnützigkeit. In einer Dokumentation der ARD erklärte der frühere Präsident: „Wir sind auch so vornehm genug und müssen uns nicht mit der Gemeinnützigkeit schmücken.“ Der heutige Vorstand sieht das jedoch ganz anders. In einem Brief an den Fernsehsender schreibt Vereinsgeschäftsführer Yasin Turhal, man sei aus „Überzeugung der Gemeinnützigkeit verpflichtet“. Fast 400 Kinder spielten im Verein, die zuletzt im Wettbewerb „Zukunft Jugend“ 2013 und 2014 Bundessieger geworden seien. m.k.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.