Corona-Demokratie

Zugegeben, auch ich habe die ganze Corona-Situation satt. In den Geschäften muss ich meinen Impfstatus nachweisen, in die Firma komme ich trotz Dreifachimpfung nur mit Negativtest und Fieberkontrollmessung überhaupt zur Tür hinein und den Tag verbringe ich zu einem großen Teil hinter einer FFP-2-Maske. Kein Mensch kann das auf Dauer gut finden. Andererseits sehe ich die Fallzahlen, die wenn auch nicht stetig und konstant ansteigend, jedoch auch nicht auf ein Level sinkend, das eine Aufhebung aller geltenden Maßnahmen rechtfertigen würde. Zahlen, die um ein Vielfaches niedriger wären, würde der Impfstatus der Bevölkerung höher sein. Da werden mit fadenscheinigen, unkonkreten Äußerungen, die den Begriffen Kritik, Argument oder Erklärung nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Das Wissen der Impfgegner, Corona-Leugner und auch der – man möge es mir verzeihen – Unbelesenen, wobei ich Facebook & Co. nicht als Informationsquelle für fundiertes Wissen gelten lassen kann, ist nur das propagierte Ergebnis einer Lobby derjenigen, die hinter alles und jedem einen Feind vermuten und ihren Mitläufern, die der irrwitzigen Meinung sind, man müsse die Welt von einer Diktatur befreien und den Verfall der Demokratie aufhalten. Doch Demokratie heißt sinnbildlich „Jede/r für Jede/n. Wer Rechte hat, hat auch Pflichten. Wer etwas will, muss etwas dafür tun. Wenn wir also wieder so leben möchten, wie wir es vor Coronazeiten getan haben, müssen wir alles dafür tun, auch die Rahmenbedingungen dementsprechend zu schaffen. In der Konsequenz bedeutet das in erster Linie Impfen, notfalls eben mit einer Impfpflicht, so wenige wie möglich, aber so viele wie nötige zwischenmenschliche Kontakte und eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Handel und an allen Orten, an denen größere Menschenmengen zusammen kommen. Allen Menschen, die der Meinung sind, auf oder auch nur in der Nähe von Demonstrationen gegen die Regierungsmaßnahmen bei der Bekämpfung der Pandemie zufällig „spazieren gehen“ zu müssen, kann ich nur absolute Dummheit oder aber skrupellose Unverantwortlichkeit gegenüber des menschlichen Lebens assistieren. Sie benutzen teilweise ihre eigenen Kinder als Mittel zum Zweck – schändlich und verantwortungslos.
Warum schreibe ich das, wo ich doch selbst Coronamaßnahmenmüde geworden zu sein scheine. Ich schreibe das, weil es keine Rolle spielt, ob ich etwas überdrüssig geworden bin. Einzig das zu erreichende Ziel, die bedingungslose Bekämpfung der Infektionen und der damit einhergehenden Senkung der Erkrankung mit all ihren Folgeerscheinungen wie Atemnot, Sprach- und/oder Geschmacksverlust, Körperschwäche und viele andere mehr ist der Weg. Die Linderung und Vermeidung des Leids der Betroffenen und ihrer Angehörigen, die Gesundheit der Menschen, das ist das Nonplusultra, dem sich alles auf dem Weg dahin unterzuordnen hat. Ob mir das nun gerade in den Kram passt oder nicht!
Es ist für mich nicht hinnehmbar, von Menschen beleidigt, angepöbelt, angespuckt zu werden oder aber gewalttätigen Angriffen ausgesetzt zu sein. Ich bin da kein Einzelfall. Damit könnte ich vielleicht noch umgehen. Aber wenn die Mitarbeiter/innen der Arztpraxen, der Krankenhäuser, Altenheime, des Einzelhandels oder der Polizei „Opfer“ dieser sogenannten demokratiebesorgten Bürger werden, ist dem mit allem was unser Rechtsstaat hergibt entgegenzuwirken. Meinungsfreiheit ja, aber bitte mit konstruktiven Vorschlägen etwas anders und besser machen zu können und selbstverständlich fair und sachlich. Seit zwei Tagen liegt eine junge Frau aus meiner Familie im Krankenhaus. Corona. Überwachungsstation. Es geht ihr nicht gut. Beruf: Stationsleitung in einer Berliner Klinik. Im Vorfeld ebenfalls beleidigt, angespuckt, angepöbelt, infiziert durch Menschen, die nicht geimpft waren. Ihren Job machte sie trotzdem. Ihr halfen weder das Klatschen auf den Balkonen der Stadt noch die Teilnehmer der Demos gegen die Corona-Maßnahmen. Ihr helfen nur gesunde Ärzte und gesunde Angehörige. Uns allen hilft ein ausreichender Impfschutz, ein wenig Empathie und die große Leistung, sich selbst ein wenig zurück zu nehmen, damit ein/e andere/r einen kleinen Vorteil haben kann und, in der vorliegenden Situation, wir alle zu einer ersehnten Normalität zurückkehren können. Das ist eine Gesellschaft und das ist Demokratie.

Autor:

Tom Mikow aus Wartenberg

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