Archäologen buddeln am Tacheles

Derzeit wird das Areal neben der Tacheles-Ruine, auf denen in den kommenden vier Jahren Hotel, Büros und Wohnungen gebaut werden, archäologisch untersucht. | Foto: Dirk Jericho
  • Derzeit wird das Areal neben der Tacheles-Ruine, auf denen in den kommenden vier Jahren Hotel, Büros und Wohnungen gebaut werden, archäologisch untersucht.
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Mitte. Am 28. April haben archäologische Grabungen auf den Freiflächen östlich der Tacheles-Ruine zwischen Oranienburger Straße und Johannisstraße begonnen. Mögliche Funde könnten ins Mitte Museum in der Pankstraße kommen.

Etwa zwei Wochen lang sucht die vom Bauherren PWR Development beauftragte Firma Archaeofakt nach älteren Bebauungs- und Siedlungsspuren. Karin Wagner, Leiterin für Gartendenkmalpflege und Archäologie, rechnet mit Funden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Areal für das neue Super-Wohnviertel liegt in der Spandauer Vorstadt südöstlich des Oranienburger Tores und innerhalb der Mitte des 18. Jahrhunderts gebauten Akzisemauer. Die aus Ziegeln gemauerte Wand markierte die Zollgrenze.

Gebuddelt wird in den einstigen Hofbereichen der nach dem Krieg abgerissenen Gründerzeithäuser. Die Archäologen tragen etwa an 15 Stellen bis zu drei Meter tief großflächig Schicht für Schicht den Boden ab. Alte Brunnen, Hausrat wie Töpfe oder Geschirr sowie Münzen könnten auf der jahrelang als Parkplatz genutzten Brache liegen. Funde werden geborgen und ins archäologische Magazin des Landesdenkmalamtes im Alten Stadthaus gebracht. Dort wird alles katalogisiert und gegebenenfalls im Archäologischen Zentrum der Staatlichen Museen gegenüber vom Bodemuseum untersucht. In den dortigen Werkstätten werden die Schätze für das Museum für Vor- und Frühgeschichte restauriert. Wertvolle Exponate könnten später im Neuen Museum ausgestellt werden. „Wenn wir etwas Interessantes finden und die Leute Interesse haben, könnte man auch eine Tacheles-Sonderausstellung im Mitte-Museum machen“, sagt Karin Wagner.

Dass die Grabungen überhaupt stattfinden, ist Eberhard Elfert zu verdanken. Auf der Bürgerversammlung am 21. März zum geplanten Wohn- und Geschäftsviertel auf dem Tacheles-Areal hatte der Historiker und Stadtführer nachgefragt, ob vor dem Ausheben der Baugrube archäologische Untersuchungen stattfinden. Weil die nicht geplant waren, hatte sich Elfert an das Landesdenkmalamt gewandt. Die Behörde hat daraufhin den Bauherren am 4. April aufgefordert, „während der Erdarbeiten eine archäologische Baubegleitung durchzuführen.“ PWR Development hat daraufhin die archäologische Fachfirma Archaeofakt beauftragt. Wie der Bauherr auf Anfrage der Berliner Woche mitteilt, hätten die Denkmalschützer ursprünglich kein Interesse an Untersuchungen gehabt. Die Investoren müssen die Kosten von mindestens 50 000 Euro für das archäologische Gutachten bezahlen. In der für die Baugrube erteilten Baugenehmigung ist ein Passus enthalten, „der archäologische Rettungsmaßnahmen sicherstellt“, so Wagner. Der Bauherr hofft, dass die Grabungen zügig abgeschlossen werden können. Erst wenn die Archäologen alles freigelegt, vermessen und fotografiert haben, dürfen die Bagger weitermachen.

500 Millionen

Bis 2020 soll auf dem 2,5 Hektar großen Areal rund um das Tacheles ein komplett neues Stadtquartier aus dem Boden gestampft werden. Über 500 Millionen Euro investiert PWRE für Hotel, Boutiquen, Bürohäuser, 450 Eigentumswohnungen, die Rekonstruktion der Friedrichstraßenpassagen und die Sanierung des Tacheles-Kunsthauses. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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