Büroruine wird Stadtlabor: Ins Haus der Statistik ziehen Beamte und Künstler

Seit 2008 eine Ruine: Das Haus der Statistik an der Kreuzung Otto-Braun-Straße und Karl-Marx-Allee. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. In das seit 2008 leerstehende und völlig marode Geisterhaus an der Otto-Braun-Straße 70-72 soll bald wieder Leben einziehen. Der Senat hat den riesigen Gebäudekomplex von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gekauft.

Fenster ohne Scheiben, Graffiti auf der verwilderten Fassade, Bauzäune und Unkraut – das ehemalige Haus der Statistik (HdS) ist eine Büroruine in bester Citylage. Jetzt soll die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) den Plattenbaukomplex sanieren und entwickeln.

Der Senat hat die Häuser mit rund 55.000 Quadratmetern Fläche wie im Hauptstadtfinanzierungsvertrag vereinbart vom Bund gekauft. Damit ist der Weg frei, die bestehenden Gebäude zu sanieren und mit Neubauten zu erweitern. Der rot-rot-grüne Senat hatte im Koalitionsvertrag festgeschrieben, „das Haus der Statistik als Ort für Verwaltung sowie Kultur, Bildung, Soziales und Wohnen zu entwickeln“. Das Projekt soll „Modellcharakter“ mit „neuen Kooperationen und einer breiten Mitwirkung der Stadtgesellschaft“ haben.

Wie die BIM mitteilte, ist das Haus „vor allem zur Unterbringung der Berliner Verwaltung sowie zur Einrichtung von Flächen für Sozial-, Bildungs- und Kulturnutzungen von besonderem Interesse“. Neubauten für Wohnungen, Kitas oder oder Studentenappartements sind möglich. Zuerst soll die BIM die Bestandsgebäude sichern und vor weiterem Vandalismus schützen. In dem Stahlskelettbau sollen vor allem Büros für Beamte entstehen. Das Finanzamt Mitte-Tiergarten sucht schon lange neue Räume. Auch das Bezirksamt Mitte will langfristig ins HdS. Weil das vor dem jetzt erfolgten Kauf durch den Senat nicht ging, musste der Bezirk seinen Mietvertrag im Rathaus Mitte an der Karl-Marx-Allee 31 bis 2026 verlängern.

Vor zwei Jahren hatte die Initiative Haus der Statistik Pläne für ein „Zentrum für Geflüchtete, Soziales, Kunst und Kreative“ vorgestellt. Künstlerateliers, Wohnungen für Flüchtlinge, studentische Wohngemeinschaften, Co-Working-Plätze und viele weitere vor allem gemeinschaftliche Nutzungen unter einem Dach sollten entstehen. Das Bezirksamt Mitte und die Bezirksverordneten unterstützen die Pläne.

Die Kommunalisierung des HdS sei der „erste Schritt auf dem Weg zum Modellprojekt“, teilt die Initiative mit, die seit 2016 mit der ZUsammenKUNFT Berlin eG eine Genossenschaft ist. „In den kommenden sechs Monaten wird es darum gehen, ein solides Verfahren aufzustellen, welches den im Koalitionsvertrag formulierten Zielen gerecht wird“, heißt es. Die Initiative will jetzt „transparente, effiziente und arbeitsteilige Formen der Zusammenarbeit aller Akteure auf Augenhöhe definieren“. Noch in diesem Jahr wird sie mit ihrer senatsgeförderten Akademie der ZUsammenKUNFT alle Interessierten zum Dialog einladen.

Der neun- und elfgeschossige Gebäudekomplex Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße 70-72 wurde zwischen 1968 und 1970 gebaut. Zu DDR-Zeiten rechneten hier Mitarbeiter der staatliche Zentralverwaltung für Statistik sozialistische Produktionsergebnisse zusammen.

DDR-weit bekannt waren die Suhler Jagdhütte und der Natascha-Laden im Erdgeschoss. Nach der Wende nutzte die Stasi-Unterlagen-Behörde das Haus. Seit 2008 steht es leer.

„Nach einer dringend notwendigen Sanierung wird das geschichtsträchtige Haus sowohl für die Bedürfnisse der Berliner Verwaltung als auch für sozio-kulturelle Zwecke zur Verfügung stehen und sich dann auch von seinem äußeren Erscheinungsbild wieder in das Stadtbild einfügen“, sagte Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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