Schimmel im Gesundheitshaus: Gesperrte Keller und Büros

Eigentlich ganz schick: Foyer und Treppenhäuser in der Architektur der früher 1960er-Jahre. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Im Haus der Gesundheit können die Angestellten eher krank werden. Wegen Schimmel in der Raumluft hat das Bezirksamt jetzt die zweite Etage gesperrt. Die feuchten Aktenkeller sind bereits seit zwei Jahren geschlossen.

Es riecht ein wenig modrig, wenn man im Haus der Gesundheit in der Reinickendorfer Straße 60 A und B unterwegs ist. Das Gebäude macht auch den Eindruck, als ob hier die Uhren vor Jahrzehnten stehengeblieben sind. In dem Haus sitzt das Gesundheitsamt, mit Beratungsstellen für Sehbehinderte, Familienplanung und Geschlechtskrankheiten. Bürger können beim Kinder- und Jugendgesundheitsdienst mit ihren Schützlingen zum Zahnarzt oder zur Gymnastik gehen und vieles mehr. Nur der Sozialpsychiatrische Dienst, der in Krisensituationen hilft, ist seit kurzem nicht mehr erreichbar. Die zweite Etage im fünfgeschossigen Anbau ist verrammelt. Luftmessungen haben ergeben, dass zwei Büros mit Schimmelsporen kontaminiert waren.

Riesige Probleme mit Schimmel gibt es in dem Haus schon seit zwei Jahren. Alle Aktenkeller, in denen tausende Akten von Patienten, die sich von den Ärzten und Zahnärzten des öffentlichen Gesundheitsdienstes behandeln lassen haben, lagerten, sind wegen Gesundheitsgefährdung geschlossen. Eine Gefahr für Mitarbeiter und Besucher außerhalb der Keller bestehe aber nicht, sagt Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Mit modernsten Messgeräten würde die Raumluft überwacht, um wie im Fall der jetzt gesperrten Etage sofort reagieren zu können.

Das Bezirksamt hat im Februar beschlossen, auf dem angrenzenden Grundstück in der Seestraße Ecke Reinickendorfer Straße einen Neubau zu errichten. Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung hat im Oktober 2016 ergeben, dass es günstiger ist, ein komplett neues Gesundheitsamt zu bauen, als das marode Schimmelhaus zu sanieren. Wie Gothe sagt, muss das Gebäude aber noch fünf bis acht Jahre durchhalten. Bis der Neubau fertig ist, wird soviel Geld wie nötig in das Haus der Gesundheit gesteckt, um es am Leben zu halten. Danach soll es abgerissen werden.

Für den Neubau auf dem freien Eckgrundstück soll als erstes der eingeschossige Gebäudeteil auf der nördlichen Seite abgerissen werden. In dem schrägen Anbau sitzen derzeit noch Mitarbeiter der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht in Büros mit Glastüren und dem Gefühl, jeden Morgen eine Zeitreise in die 1960er-Jahre zu machen. Die Abteilung des Ordnungsamtes wird auf das Großmarktgelände an der Beusselstraße ziehen. Der Sozialpsychiatrische Dienst soll dann in die Räume des Ordnungsamtes, „wenn diese vorher gesundheitlich untersucht wurden“, wie Gothe im BVV-Gesundheitsausschuss sagte.

Einen Zeitplan für den Neubau und Abriss gibt es noch nicht. Laut Bezirksamtsbeschluss soll die Immobilienabteilung bis Ende März 2017 ein baufachliches Gutachten zum Baugrundstück beauftragen. Das Bezirksamt schätzt die Gesamtkosten für den Neubau auf 14,4 Millionen Euro und will versuchen, dass Projekt „vollständig aus Sondermitteln des Senats zu finanzieren“. Geplant ist, den besten Entwurf für ein neues Haus der Gesundheit durch einen Architektenwettbewerb zu ermitteln.

Nach dem Abriss der alten Gebäude soll auf dem Grundstück an der Reinickendorfer Straße 60 A und B eine Grundschule gebaut werden, sagt Gothe. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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