Dörfliches und Urbanes vereint
Vor 110 Jahren fusionierten Gutsbezirk und Landgemeinde

Das Rathaus Berlin-Hohenschönhausen auf einer Postkarte um 1915. | Foto: Museum Lichtenberg
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Vor 110 Jahren trat der Gutsbezirk Hohenschönhausen in die Landgemeinde Hohenschönhausen ein.

Die Landgemeinde war dörflich geprägt. Der Gutsbezirk wurde seit 1892 indes vor allem von großstädtisch sozialisierten Menschen besiedelt. Treibende Kraft für die Vereinigung waren vor allem Handwerks- und Industriebetriebe, die sich in der Region ansiedelten und sich für eine Vereinigung Orte einsetzten.

Im vereinigten Hohenschönhausen gab es schließlich Großbetriebe, wie die Löwen-Brauerei (seit 1903), die Feinmechanik, Schwachstrom- und Präzisionsmaschinenbau Groß & Graf (1904), die Zuckerwaren-Fabrik Georg Lemke (1908) oder die Maschinenfabrik Richard Heike (1910). Zeugnisse dieser Entwicklung von Handwerk und Industrie sind die bis heute erhalten gebliebene Villa Lemke, das heutige Mies van der Rohe Haus in der Oberseestraße sowie auch die als Ausstellungsort genutzte Villa Heike in der Freienwalder Straße.

Hohenschönhausen erhielt außerdem direkten Nachverkehrsanschluss nach Berlin. Seit 1899 war die Gemeinde durch eine elektrische Straßenbahn mit der aufstrebenden Hauptstadt des Kaiserreichs verbunden und ab 1908 verband die Industriebahn Friedrichsfelde-Tegel Hohenschönhausen mit anderen Berliner Produktionsorten und Verkehrsadern. Entsprechend richtungsweisend war der Name für die 1911 gebildete neue Landgemeinde: Berlin-Hohenschönhausen.

Sie wurde vom alten Rathaus an der Hauptstraße aus „regiert“. Außerdem hatte sie eine eigene Feuerwehr, Schulen und andere städtische Einrichtungen. Genau ein Jahr später wurde der Zweckverband Groß-Berlin mit dem Ziel gegründet, eine einheitliche Verkehrs-, Bau- und Flächennutzungsordnungen einzuführen. Dies war ein wichtiger Schritt zur Gründung Groß-Berlins im Jahr 1920.

„Das Aufeinandertreffen des dörflichen und des urbanen Lebensgefühls blieb damals nicht ohne Konflikte“, sagt Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) zum 110-jährigen Jubiläum der Vereinigung. „In einem Protestschreiben der Bewohner und Bewohnerinnen des Gutsbezirks von 1910 befürchten diese eine ‚völlige Entwertung unserer mit so großen Geldopfern geschaffenen Anlagen‘. Heute ist Hohenschönhausen immer noch ein diverser Stadtteil, wenn auch sicherlich versöhnt. Das Hohenschönhausen von heute ist wie der gesamte Bezirk Lichtenberg: vielfältig, authentisch und architektonisch heterogen.“

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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