Am Treptow Kolleg können Erwachsene ihre Hochschulreife erwerben

Falk Schönrock möchte nach dem Abitur ein Lehramtsstudium aufnehmen. | Foto: Ralf Drescher
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Baumschulenweg. In dem Backsteinbau an der Kiefholzstraße, von den Ortsansässigen „Rote Schule“ genannt, wird seit über 100 Jahren Bildung groß geschrieben. Seit 1991 ist in der früheren Gemeindeschule das Treptow Kolleg zu Hause.

Das ist vom Grundsatz her eine staatliche Schule mit dem Status eines Abendgymnasiums. Gedacht für Erwachsene, die im Rahmen des zweiten Bildungswegs ihr Abitur machen und damit die Hochschulreife erwerben wollen. Zurzeit gibt es rund 250 Kollegiaten, so heißen die Schüler an dieser Bildungseinrichtung.

Falk Schönrock ist 28 Jahre alt, hat zwei Berufe, nämlich Koch und Kellner gelernt und in beiden Jobs mehrere Jahre gearbeitet. „Ursprünglich wollte ich mich als Gastwirt selbstständig machen, aber die Banken finanzieren das nicht. Jetzt würde ich gern Lehrer werden, brauche für das Studium aber erstmal das Abitur. Die Ausbildung fällt mir viel leichter als in der Schulzeit: Deutsch und Erdkunde waren damals Hassfächer, heute ist das anders“, sagt Schönrock.

Ebenso seit zwei Jahren am Treptow Kolleg ist Andrea J. (27). Die 27-Jährige hat eine Kosmetikausbildung und bisher als Make-up-Artist und im Callcenter gearbeitet. Früher hatte sie in der Schule große Probleme mit Mathematik. „Heute komme ich damit klar. Ich würde gern Psychologie oder Biologie studieren. Das sind Numerus-Clausus-Fächer, da braucht man ein Einser-Abitur, sonst kommt man nicht weit“, sagt Andrea J.

Die beiden jungen Leute sind symptomatisch für viele Junge Erwachsene, die verspätet am Treptow Kolleg landen, um doch noch die Akademikerlaufbahn einzuschlagen. Andere Beispiele sind die Krankenschwester, die irgendwann merkt, dass sie dem jungen Arzt gar nicht in so vielen Dingen unterlegen ist und nun das Abi für ein Medizinstudium braucht, oder der Handwerker, der sich zum Ingenieur weiterbilden will.

Die Bedingungen für eine Aufnahme sind relativ einfach zu erfüllen. Wer sich bewirbt, muss mindestens 19 Jahre alt sein, mindestens den Hauptschulabschluss haben, über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen oder mindestens drei Jahre versicherungspflichtig tätig gewesen sein. Für die Aufnahme am Treptow Kolleg müssen eine Aufnahmeprüfung oder ein sechsmonatiger Vorkurs absolviert werden. Eine Bewerbung ist jederzeit möglich. Der nächste Vorkurs startet im Januar 2018.

Die Ausbildung ist schulgeldfrei. Die Kollegiaten können ähnlich wie Studenten BAföG bekommen. Ansonsten ist die Ausbildung ein Vollzeitjob, nebenbei kann nur mit Einschränkungen gearbeitet werden. Sollte das Geld zum Lebensunterhalt nicht reichen, was bei Kollegiaten mit Familie durchaus möglich ist, kann beim Sozialamt Aufstockung beantragt werden. RD

Die nötigen Informationen und die Bewerbungsformulare findet man unter

www.treptow-kolleg.de.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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