Kulturhaus im Kiez muss dem Wohnungsbau weichen
Cantürk gehörte zu den Künstlern, die vor drei Jahren mit einer Abfindung das "Tacheles" in Mitte verließen. In der früheren Kaufhalle an der Rinkartstraße hatte er mit weiteren Künstlern dann eine neue Bleibe gefunden. Schnell etablierte sich um die Künstlerateliers ein Kulturbetrieb mit Konzerten, Lesungen und anderen Veranstaltungen. "Wir hatten seit der Eröffnung vor gut drei Jahren mehrere Zehntausend Besucher", erzählt Bernhard Fiederling. Eigentlich hatten sich die Künstler für mindestens zehn Jahre hier eingerichtet. "Nun sind wir vermutlich ein Opfer des Baubooms im Bezirk", meint Fiederling.
Ende Oktober fand die letzte Veranstaltung statt, am 31. Dezember übergeben Cantürk und Fiederling die Schlüssel an den Eigentümer. Dem sind sie nicht gram, alle Beteiligten wussten, das es nur eine Heimat für Kunst auf Zeit sein wird.
"Allerdings hätten wir uns gelegentlich mehr Unterstützung vom Bezirk gewünscht. Nur weil sich einige wenige Anwohner über angebliche Lärmbelästigungen beschwert haben, ist uns das Umweltamt mehrfach mit Bußgeldern auf die Pelle gerückt", berichtet Cemal Cantürk. Der Berliner mit türkischen Wurzeln verlegt sein Atelier jetzt zu einem Bekannten ins Oderbruch. Die von ihm geschaffenen Plastiken bleiben aber in der Nähe. Sie sollen künftig auf dem Gelände der Späthschen Baumschulen ausgestellt werden. Bernhard Fiederling, der sich auch im Bürgerverein Baumschulenweg engagiert, will bleiben. "Ich suche nach einem geeigneten Gebäude im Kiez, in dem wieder Kulturhausbetrieb möglich ist", sagt er.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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