Interview mit Heinrich Niemann über die Zukunft von Schloss Biesdorf

Heinrich Niemann, Vorsitzender des Vereins Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf. | Foto: hari
  • Heinrich Niemann, Vorsitzender des Vereins Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf.
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Schloss Biesdorf wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Das Jubiläumsjahr begann mit einem Knall. Der bisherige Nutzer des Schlosses, die Grün Berlin GmbH, kündigte den Betreibervertrag zum 31. Januar. Seither führt das Bezirksamt die Geschäfte. Über Ursachen der Kündigung und über die weitere Zukunft von Schloss Biesdorf sprach Berliner-Woche Reporter Harald Ritter mit Heinrich Niemann, Vorsitzender der Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf.

Herr Niemann, hat Sie die Auflösung des Betreibervertrages  überrascht?

Heinrich Niemann: Ja, schon. Dem Verein war zwar bekannt, dass es in den Monaten zuvor Probleme zwischen dem Bezirksamt und dem Betreiber des Schlosses gab. Wir hatten allerdings den Eindruck, dass die Probleme lösbar sind und dass das Schloss und das Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum auf einem guten Weg waren.

Was waren aus Ihrer Sicht die Probleme?

Heinrich Niemann: Der Start war sehr holprig. Die Grün Berlin GmbH hatte Bezeichnung und Konzept des Zentrums für Kunst und öffentlichen Raum ohne ausreichende Abstimmung mit dem Bezirk entwickelt. Die Ausstellungen waren zwar thematisch interessant und anspruchsvoll, wirkten aber auf den Besucher fremd. Werke aus dem Kunstarchiv in Beeskow erschienen eher wie ein Feigenblatt.

Was hat gefehlt? Schlicht, die versprochene DDR-Kunst?

Heinrich Niemann: Die Vergabe der Fördermittel durch den Senat und die Berliner Lotto-Stiftung für die Schlossrekonstruktion war an die Bedingung geknüpft, dass im Schloss ein Ort der Auseinandersetzung mit DDR-Kunst entsteht. Dafür stand das damals geprägte Schlagwort von der „Galerie Bilderstreit“. Das Schloss wurde ausdrücklich vorgesehen, im Archiv in Beeskow vorhandene Kunstwerke der Öffentlichkeit in Berlin zu präsentieren. Ansätze hierzu waren eben sehr wenig zu sehen.

Also zurück zur „Galerie Bilderstreit“?

Heinrich Niemann: Wie die Förderbedingungen konkret mit Leben erfüllt werden können, dafür ist das Bezirksamt zuständig. Ich beobachte jedoch, dass das Interesse an DDR-Kunst wiedererwacht. Erfolgreiche Ausstellungen jüngerer Zeit wie die in der Galerie Barberini in Potsdam zeigen das. So etwas ist auch in Berlin, in Biesdorf möglich. Damit hätte Schloss Biesdorf auch das Alleinstellungsmerkmal, um sich in der Berliner Kulturszene als besonderer Ausstellungsort zu profilieren. In dem Zusammenhang schlägt der Verein vor, möglichst dauerhaft auch Werke von Otto Nagel einzubinden. Immerhin hat dieser herausragende Künstler des 20. Jahrhunderts nur wenige Hundert Meter entfernt in Biesdorf in seinen letzten Lebensjahren sein Atelier und seinen Wohnsitz gehabt.

Worin sehen Sie dabei die Rolle Ihres Vereins?

Heinrich Niemann: Die Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf hat sich immer als Motor der Wiederherstellung der historischen Turmvilla gesehen. Das Schloss zu betreiben, war niemals unser Anspruch. Was wir aber können, ist die Entwicklung des Schlosses zu einer lebendigen Begegnungsstätte zu begleiten und zu fördern.

Was ist die Besonderheit von Schloss Biesdorf im Vergleich zu anderen Galerien?

Heinrich Niemann: Schloss und Schlosspark bilden ein einzigartiges Ensemble. Diese sind mit den Namen seines Architekten Heino Schmieden und seines Parkgestalters Albert Brodersen verbunden. Es ist allein als ehemaliger Wohnsitz der Familie Siemens ein herausragender Ort Berliner Kultur- und Industriegeschichte. Nicht vergessen werden sollte auch die jahrzehntelange Rolle des Schlosses als kommunale Kultureinrichtung, die besonders für die Biesdorfer eine große Bedeutung hat. Das alles in Erinnerung zu rufen, darum geht es uns im 150. Jahr der Entstehung des Schlosses Biesdorf.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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