Plage oder tierischer Mitbewohner?
Immer mehr Grundstückseigentümer klagen über Waschbären
Wildtiere dringen immer stärker auch in die Städte vor. Zu den meist unerfreulichen Gästen und Besuchern auf Grundstücken und in Gärten gehören Waschbären.
Ein Waschbärenproblem hat Bruno Mahlmeister. Er bekommt immer wieder Besuch von den geschickten Kletterern auf seinem Grundstück an der Eckermannstraße. Er hat sogar schon fünf Waschbären auf einmal gezählt, die den Zaun vom Nachbargrundstück aus überwunden hatten.
Das Nachbargrundstück ist verwildert und seit einigen Jahren nicht mehr bewohnt. Von dorther kommen auch Ratten in großer Zahl, die Mahlmeister zusätzlich das Leben schwer machen. „Mit dem Eigentümer des Nachbargrundstücks habe ich gesprochen. Das hat aber nichts gebracht“, erzählt er.
Waschbären sind keine Schädlinge, gelten in Europa als „unerwünschte“ Tiere. Sie sind ursprünglich in Nordamerika beheimatet. Deren Aufkommen geht zum einen auf Ausbrüche aus Pelztierfarmen zurück. In Deutschland wurden sie in den 1930er-Jahren Waschbären sogar ausgesetzt. Inzwischen gibt es Waschbären in fast der Hälfte der Jagdreviere der Bundesrepublik.
Von da aus haben sie längst den Vormarsch in Wohngebiete angetreten, wo sich leichter Futter finden lässt. Sie machen anderen, hier ursprünglich ansässigen Kleinräubern die Lebensräume streitig und jagen hemmungslos Kleintiere und Vögel. „An meiner Vogeltränke und dort, wo ich Nüsse für die Eichhörnchen ausgelegt habe, halten sich die Waschbären besonders gern auf“, berichtet Mahlmeister.
Das einzige Mittel, das der Grundstückseigentümer gegen die Waschbären gefunden hat, ist eine Decke, die er über den Zaun zum Nachbargrundstück hängt und mit Ammoniaklösung tränkt. „Das hilft ein wenig, aber ich weiß nicht, wie lange“, erläutert er.
Für den eventuellen Abschuss von Waschbären im Bezirk ist Stadtjäger Jörg Jaeckel zuständig. Die Zahl der Waschbären nehme in Berlin rapide zu, weiß er. Ob man Waschbären abschießt, sei jeweils eine Einzelfallentscheidung, erklärt Jaeckel. „Abschüsse helfen aber wenig“, schätzt er ein. Die übrig gebliebenen Weibchen würden danach umso mehr Junge werfen. Vergrämmittel wie Ammoniak würden auch nur teilweise und nur kurzfristig Erfolg bringen. Die Tiere gewöhnten sich an den Geruch, besonders in Städten.
Generell rät Jaeckel, vorsichtig zu sein, wenn man auf Waschbären trifft. Die Tiere könnten sehr aggressiv werden. Der erste Schritt sei, zum Beispiel Vogeltränken und auch die Häuser gegen die Räuber sicherer zu machen. Vor allem sollte man vermeiden, sie bewusst oder unbewusst zu füttern.
Kontakt per E-Mail an joergjaeckel@aol.com.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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