Von der Liebesheirat bis zur Vernunftehe
Museum Europäischer Kulturen zeigt Schau über Hochzeitsträume

Ein Souvenirteller der royalen Hochzeit von Prinz Harry und Meghan.  | Foto: MEK/Christian Krug
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  • Ein Souvenirteller der royalen Hochzeit von Prinz Harry und Meghan.
  • Foto: MEK/Christian Krug
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Die Hochzeit ist für die meisten Menschen eines der wichtigsten Ereignisse im Leben. Damit verbunden sind große Erwartungen, Wünsche und Träume. Wie diese Träume aussehen, wie sie sich im Lauf der Zeit veränderten und welche Traditionen dahinter stecken, davon erzählt die aktuelle Ausstellung im Museum Europäischer Kulturen (MEK).

Die Schau zeigt in Themeninseln persönliche Geschichten rund um die Hochzeit anhand von rund 120 aktuellen und historischen Objekten. Dazu gehören Exponate wie Brautkleidung, Kunstwerke, royale Souvenirs, Schmuck, rituelle Gegenstände, Fotos, Filme und Websites. Die Gegenstände und ihre Geschichten illustrieren, wie eng Träume mit Traditionen, sozialen Erfahrungen, politischen Realitäten und auch mit ganz individuellen Vorstellungen verbunden sind. Adelshäuser stehen dabei ebenso im Blickpunkt wie „ganz normale“ Menschen aus unterschiedlichen Regionen Europas.

Brautmoden der vergangenen 150 Jahre sind zu bewundern, darunter zum Beispiel ein kostbares Rokoko-Kleid der Familie Klucke aus dem schlesischen Hirschberg. Auch ein Brautkleid von 1916 ist ausgestellt, das die Schneiderin Emma Schier für sich selbst entworfen und genäht hat.

Die Besucher erfahren, dass weiße Brautkleider erst seit rund 100 Jahren mehrheitlich getragen werden, vorher ging Frau in Schwarz. Königin Victoria von England war 1840 bei ihrer Trauung mit Prinz Albert die erste Braut ganz in Weiß.

Thematisiert wird auch die gleichgeschlechtliche Ehe, die in Deutschland seit Oktober 2017 möglich ist oder die Ehe ohne Liebe, im 18. Jahrhundert eher Norm als Ausnahme. Damals waren der soziale Status, die Religionszugehörigkeit oder das familiäre Vermögen ausschlaggebend.

Was Männer über ihre Traumfrau sagen, hat die Fotografin Loredana Nemedes erfahren, als sie im Brautkleid auf den Straßen europäischer Metropolen unterwegs war und die Männer interviewte. Wie Hochzeiten zu Quotenbringern werden können, zeigte sich 1947 bei der Trauung von Prinzessin Elisabeth und Leutnant Philip Mountbatten. Rund 200 Millionen Menschen verfolgten erstmals die Liveübertragung einer Hochzeitszeremonie der BBC am Radio.

Mit Träumen als emotionalen Zukunftsvisionen haben sich Jugendliche des Oberstufenzentrums Bekleidung und Mode Berlin, die aus vielen verschiedenen  Ländern kommen, beschäftigt und ein gemeinsames Traum-Brautkleid entworfen.

Dass Hochzeitsträume nicht immer in Erfüllung gehen, davon erzählt die Geschichte des „Tränenkleides“ aus dem früheren Königsberg. Sie beginnt 1862 mit Klara Wendtland, die zu ihrer Hochzeit ein ganz besonderes Kleid tragen wollte. Doch ein Jahr zuvor hatte ihre Cousine geheiratet, und Klara war als Brautjungfer dabei gewesen. Da die Familie nicht genug Geld hatte, wurde das Brautjungfernkleid zum Hochzeitskleid. Jahre später wurde das Kleid beinahe mit Klaras Tochter begraben, die jung und unverheiratet starb. Klaras Enkelin Angelika heiratete mitten im Zweiten Weltkrieg und musste das Kleid der Großmutter tragen – es gab keinen Stoff für ein neues. Darüber war Angelika so traurig, dass sie mehrere Tage weinte.

Die Ausstellung im MEK, Arnimallee 25, läuft bis zum 28. Juli 2019. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, Sa/So 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt vier Euro.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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