Rien ne va plus - wir spielen aber nicht Roulett, sondern wir müssen Menschen helfen!

Im Mittelpunkt steht immer der Mensch, Klaus Staeck-Plakat. (Temporäre Hängung). Ausstellung bei der AWO im Nachbarschaftszentrum Amtshaus Französisch Buchholz", bis Sommer 2016
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Hier geht es um zu uns geflüchtete Menschen. Rien ne va plus heißt es aber in Berlin in der ganz praktischen Lebenswirklichkeit, vor allem der Wohnungsvermieter. Ich suche als Unterstützerin - wie viele andere HelferInnen auch - seit mehreren Wochen eine normal angemessene Wohnung für eine kinderreiche, trotz vieler Fluchtumstände harmonisch mit sich befaßte afghanische Familie. Demnächst wird diese Familie ein weiteres Kind bekommen - eine Wohnung ist nicht in Sicht und die Notunterkunft (Turnhalle) soll irgendwann geräumt werden. Welche Nöte diese Familie hat und welche Ängste sie nun aushalten muss ahne ich in den Gesprächen und Begegnungen.

Bereits im vorigen Jahr war die Situation eng. Das zeigen Presse-Artikel schon im Jahr 2015. Jetzt, ein dreiviertel Jahr später ist Berlin dicht. Ich erlebe bei der freiwilligen, ehrenamtlichen und unentgeltlichen Unterstützung besonders für diese integrationswillige 9-köpfige Familie, dass die Berliner "Vermietergesellschaft" nicht mehr ansprechbar ist. Bei Kostenfragen zur Wohnungsvermietung wird mir offen entgegnet, dass eine Zusammenarbeit mit den Ämtern nicht mehr erwünscht ist oder seitens der Vermieter nicht mehr stattfindet.

Die Berliner Mediengesellschaft ist so tief in ihrer Selbstgenügsamkeit eingerichtet, dass menschenunwürdige Situationen inmitten unserer Stadt nicht mehr interessieren, nicht mehr anrühren, kein Verständnis geschweige denn Hilfegedanken aufkommen. Die sogenannte Zivilgesellschaft hat offenbar mit sich abgeschlossen - Flüchtlinge in einer Wohnung ankommen lassen zu können, gehört nicht mehr zu ihren realen Anliegen. Vermieter berufen sich auf Standards, die angeblich von der Politik in Berlin gefordert würden: etwa 4 Zimmer für 4 Personen. Ein solidarisches Berlin existiert in der öffentlichen Allgemeinheit nicht mehr.

Im nun beginnenden Wahlkampf sind rhetorisch gefeilte Reden wichtg - aber auch die gibt es nicht mehr.

Rien ne va plus - wir sind aber nicht im Spielcasino, wir spielen nicht Roulett, sondern wir müssen Menschen helfen. Diese Stadt hat an dieser Stelle auch in den Herzen dicht gemacht: für mich ein zutiefst gewandeltes, trauriges Bild von Berlin.

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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