Grünanlage und Prominentenruhestätte
Jürgen Hofmann räumt im Heft über den Zentralfriedhof mit Legenden auf

„Ein Friedhof für alle Bekenntnisse“ heißt das neue Büchlein über den Zentralfriedhof Friedrichsfelde. | Foto: Bernd Wähner
9Bilder
  • „Ein Friedhof für alle Bekenntnisse“ heißt das neue Büchlein über den Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Viele nennen ihn heute schlicht den „Friedhof der Sozialisten“. Doch er ist viel mehr als das. Das macht Prof. Dr. Jürgen Hofmann in seinem bemerkenswerten neuen Büchlein deutlich.

Es trägt den Titel „Ein Friedhof für alle Bekenntnisse. Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde“. Herausgeben wurde die Publikation von kommunalen forum e.V. (berlin). Ein Anlass: Der Friedhof wurde vor 140 Jahren als erster Parkfriedhof im damaligen Umland eingeweiht. Die Stadtgemeinde Berlin leistete ihn sich, um hier erstmals Gräber in eine Grünanlage einzubetten.

Jürgen Hofmann führt seit vielen Jahren als profunder Kenner seiner Geschichte über den Friedhof. Er kann so viele Geschichten über die Grünanlage und die hier beigesetzten Persönlichkeiten erzählen, dass die Teilnehmer bei jeder Führung auch etwas Neues erfahren. Immer wieder wurde an ihn der Wunsch herangetragen, doch mal etwas aufzuschreiben, berichtet Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke), Vorsitzender des kommunalen forum e.V. (berlin).

„Ich zögerte aber“, gesteht Prof. Hofmann. „Ich weiß zwar viel über den Friedhof, aber nicht alles. Hier muss noch viel Forschungsarbeit geleistet werden.“ Und doch wagte er sich ans Schreiben. Denn seiner Auffassung nach sind Friedhöfe „Geschichtsbücher“. Sie spiegeln sowohl regionale, aber auch nationale und internationale Geschichte. Hinzu kommt, dass sie ja auch grüne Oasen sind. Sie sind für das Stadtklima unverzichtbar beherbergen eine überraschende Tier- und Pflanzenartenvielfalt.

Das alles sind auch Gründe, warum sich Jürgen Hofmann sehr intensiv mit diesem Friedhof befasste. Und bei seiner Forschung fand er auch Überraschendes heraus, kann mit Legenden und Falschinformationen aufräumen. Eine dieser Legenden ist, dass der Friedhof ein Arme-Leute-Friedhof war. „Das stimmt ganz und gar nicht“, so Hofmann. „Er war von Anfang an für für alle sozialen Schichten und alle Bekenntnis, also Religionen konzipiert.“ Das lässt sich daran erkennen, dass Stadtgartendirektor Hermann Mächtig auch Erbbegräbnisstätten vorsah.

Eine weitere Legende ist, dass der bekannte Berliner Garteninspektor Axel Fintermann an der Gestaltung mitwirkte. „Er ist hier zwar beigesetzt, aber seine Mitwirkung ist nirgendwo belegt“, so Prof. Hofmann. Auch die Legende, dass Rosa Luxemburg gar nicht hier beigesetzt wurde, sondern sich ihre Überreste in der Charité befinden, stimme nicht. „Es gab Untersuchungen, die bestätigen, dass ihre Überreste tatsächlich in Friedrichsfelde liegen.“

Seine 148-seitige Publikation hat Jürgen Hofmann in drei Kapitel gegliedert, Auf den ersten elf Seiten vermittelt er einen kurzen Abriss der Geschichte. Im Kapitel zwei geht er auf Bauwerke und Grabanlagen ein. Im ausführlichen Kapitel drei stellt er Gräber und Grabstätten sowie kurz die Biographien von Beigesetzten vor.

Erhältlich ist die Publikation für zehn Euro auf www.kommunalpolitik-berlin.de/publikationen/ sowie an Wochenenden am Infopunkt des Förderkreises Erinnerungsstätte der deutschen Arbeiterbewegung Berlin-Friedrichsfelde direkt auf dem Friedhof.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 991× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.