Ein Forst zum Vorzeigen: Grunewald gewinnt Titel "Waldgebiet des Jahres 2015"

Aus dem Großstadtdschungel in den Forst: Mit 100 Millionen Besuchen pro Jahr liegt der Grunewald auf einem Niveau mit dem Central Park in New York. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Aus dem Großstadtdschungel in den Forst: Mit 100 Millionen Besuchen pro Jahr liegt der Grunewald auf einem Niveau mit dem Central Park in New York.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Grunewald. Die Wildnis vor der Haustür: Auf über 3200 Hektar gedeiht der Grunewald in einer Weise, die dem "Bund Deutscher Forstleute" preiswürdig erschien. Es handelt sich um ein nachhaltig gepflegtes Ökosystem, in dem viele Überraschungen stecken. Und seine Verwandlung ist voll im Gange.

Er umfängt uns mit zartem Grün, er kühlt die Stadt bei sommerlicher Glut. Im Herbst, da schenkt er uns mit seinem gilbenden Blattwerk magische Moment. Und im Winter stiftet er eine frostig-friedliche Stille: der Grunewald. Vom ersten Schössling an etwas Besonderes - jetzt ist er auch preisgekrönt als "Waldgebiet des Jahres 2015". Auch ohne die Kriterien zu kennen, verstehen die meisten Berliner, warum das so ist.

Und wer doch noch Fragen hat: Der Bund Deutscher Forstleute als Titelstifter kann die Güte des wohl bekanntesten Berliner Reviers genau belegen. "Nachhaltigkeit ist ja neuerdings modern", sagt der BDF-Bundesvorsitzende Hans Jacobs. "Bei uns gilt das seit 300 Jahren." Nachhaltig wirtschaften also, das ist der Hauptgrundsatz für einen vorbildlichen Forst. Und das beinhaltet auch, von der Monokultur der Kiefern wegzukommen, hin zu einem Laubmischwald, der dem Boden und Grundwasser zu höherer Qualität verhilft. Dass dafür Kiefern gefällt werden, mag Anwohner ärgern. Doch langfristig bringt der Waldumbau mit höherem Anteil von Eichen einen gesunden, ausgewogenen Grunewald hervor, wie es ihn seit der Abholzung nach dem Krieg nicht mehr gab.

Aber auf welche Weise kam Berlin eigentlich zu solch einem stattlichen Wald? Man schrieb das Jahr 1889, da stand die Stadt vor Herausforderungen, wie sie Senator Andreas Geisel (SPD) heute wieder sieht. "Auch damals explodierte Berlin bevölkerungsmäßig", vergleicht Geisel. Und damals regierte der Staat mit dem Ankauf von Waldgebieten, um Ausgleich zu schaffen für immer dichtere Blockbebauung. Der Grunewald - ein weitsichtiger Forst, "ein Wald für Menschen". Gestern, heute und morgen.

Welche europäische Großstadt hat das schon? Einen Citybezirk wie Charlottenburg-Wilmersdorf, in dem zwischen Prachtboulevard und Wildschweinsuhle zehn Minuten liegen. "Wir haben einen höheren Anteil an Wald als an Wohngebieten", nennt Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) den verblüffenden Fakt. Und der Politik ist das noch nicht genug. Zuletzt habe man durch Renaturierung eines Polizeigeländes in Ruhleben das Verhältnis weiter verbessert.

Von 100 Millionen Besuchen pro Jahr spricht die Statistik - Zahlen wie im New Yorker Central Park. Und wenn heute auf jeden Hektar Wald 120 Menschen kommen, dürften es nach Prognosen bald 135 sein. Bei so viel Liebe zum Holz verwundert es nicht, dass auch die alten Konflikte eher schärfer als schwächer werden. Wie können sich Menschen mit Abneigung gegen Hunde und deren Besitzer arrangieren? Letztere erlitten kürzlich einen aus ihrer Sicht herben Rückschlag, als das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf das beliebte Nordufer des Schlachtensees zur schnüffelfreien Zone erklärte. Doch den Titel des größten Hundeauslaufgebiets Europas oberhalb des Hangs ficht das kaum an.

Groß, grün und so gesund wie lange nicht. Dem Grunewald stehen seine besten Jahre wohl erst noch bevor. Nur in einem Punkt sehen die Forstleute eine Fehlentwicklung: Ihre eigenen Reihen, das betont der Landesvorsitzende Uwe Engelmann, lichten sich. Und so lautet die Bitte an die Politik: nicht weiter bei den Förstern sparen. Nur dann bleibt der Wald so preiswürdig wie er ist.

Weitere Informationen: www.waldgebiet-des-jahres.de.
Thomas Schubert / tsc
Aus dem Großstadtdschungel in den Forst: Mit 100 Millionen Besuchen pro Jahr liegt der Grunewald auf einem Niveau mit dem Central Park in New York. | Foto: Schubert
Aus dem Großstadtdschungel in den Forst: Mit 100 Millionen Besuchen pro Jahr liegt der Grunewald auf einem Niveau mit dem Central Park in New York. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 261× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 88× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.