Verborgene Geheimnisse
Peter Neugebauer sammelt Münzen mit kleinen "Macken"
Peter Neugebauer sammelt Münzen. Hunderte Sammelmappen sind voll mit kleinen und größeren Stücken. Es sind sehr alte Stücke dabei, aber auch Euro, die noch im Umlauf sind. Bevor sie jedoch aus Neugebauers Portemonnaie in der Ladenkasse landen, werden sie von dem Senior im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe genommen.
Der Ruheständler sammelt seit zirka 55 Jahren Münzen. In dieser Zeit hätte er bestimmt 50 000 Münzen in der Hand gehabt. Zunächst galt seine Sammelleidenschaft den Briefmarken. Doch die Marken waren ihm zu fitzelig. „Briefmarken lassen sich so schlecht anfassen“, sagt der 80-Jährige mit einem Augenzwinkern. Eine Münze kann man eingehend betrachten, drehen und wenden, in der Hand wiegen. Und: Jede Münze birgt ein Geheimnis, verrät er.
Peter Neugebauers Sammelleidenschaft hat eine besondere Note. Zu seiner Sammlung gehören zwar auch antike und altdeutsche Münzen – sein ältestes Stück ist eine griechische Münze, die zirka 600 v. Chr. im Umlauf war – doch eigentlich sei er kein Sammler von Münzen als Wertanlage, sagt er. Hauptsächlich befasst er sich mit sogenannten Varianten oder Abarten. „Das sind Münzen gleichen Wertes aus gleicher Zeit und vom gleichen Prägeort. Sie sind scheinbar völlig identisch. Doch das trügt“, sagt er. Die Münzen würden in Details des Münzbildes mehr oder weniger deutliche Unterschiede aufweisen, erklärt er. Das können beispielsweise winzige Zeichen sein, die ein Graveur hinterlassen hat, wie beispielsweise ein zusätzlicher Kringel, ein einzelner Buchstabe oder ein Punkt – Male, die nicht auf das Münzbild gehören. „Wenn man ganz genau hinschaut, findet man immer wieder solche Besonderheiten. Diese zu entdecken, macht großen Spaß“, sagt der Numismatiker. Zurückzuführen sind sie unter anderem auf eine gewisse Eitelkeit der Graveure, erklärt er. „Sie fühlen sich als Künstler und sind bemüht, sich im Münzbild zu verewigen.“ Vielleicht erlauben sie sich aber auch nur einen Scherz. Wenn die Haarpracht einer auf der Münze abgebildeten Person anders als bei der Urprägung plötzlich gelockt ist oder die porträtierte Königin die Zunge herausstreckt, dann ist das schon ziemlich witzig. So etwas sind jedoch seltene Beispiele und auch nicht immer beabsichtigt. Sie können ebenso durch Fehler bei der Herstellung entstanden sein und entsprechen nicht dem Urbild der Münze.
Solche Winzigkeiten machen die Münzen zu wahren Schätzen. Je seltener die Varianten oder Zusätze sind, desto höher steigt der Wert der Münze. Eine eigentlich unscheinbare 5-Euro-Cent Münze kann dann schon mal um das Hundert- oder sogar Tausendfache im Wert steigen. Es lohnt sich also durchaus, dem Kleingeld etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, bevor man es ausgibt. Worauf man dabei achten muss, veröffentlicht Peter Neugebauer regelmäßig in Büchern, Artikeln für Münzzeitschriften oder in Katalogen. „Es ist meine Intention, Varianten zu finden und sie bekannt zu machen, um Münzsammler darüber zu informieren und sie auf den neusten Stand zu bringen“, sagt er. Derzeit erarbeitet er einen Katalog für 2-Euro-Cent-Münzen mit unterschiedlichen Varianten.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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