Immer unter Hochspannung
Deutsche Bahn feiert 90 Jahre Schaltwarte Halensee

"Mit wenigen Handgriffen wäre die ehemalige Kommandozentrale für die Unterwerke des S-Bahn-Netzes wieder betriebsbereit", sagte Frank Frühbrod, Leiter der S-Bahnstromversorgung Berlin.  | Foto: Matthias Vogel
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  • "Mit wenigen Handgriffen wäre die ehemalige Kommandozentrale für die Unterwerke des S-Bahn-Netzes wieder betriebsbereit", sagte Frank Frühbrod, Leiter der S-Bahnstromversorgung Berlin.
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Seit 90 Jahren versorgt die Schaltwarte in der Halenseestraße das S-Bahnnetz mit Strom und seit 25 Jahren werden die Züge von der Betriebszentrale aus disponiert und gesteuert. Das Doppeljubiläum war den Verantwortlichen der Deutschen Bahn Blicke in die Vergangenheit und Zukunft wert.

Alexander Kacmarek, DB-Konzernbevollmächtigter für das Land Berlin, wollte die beiden Einrichtungen, die immer ein wenig zu Unrecht im Schatten von Themen wie Fahrbetrieb oder Reanimierung der Siemensbahn stünden, ins Scheinwerferlicht gestellt wissen. "Denn ohne Steuerung und Strom würde nichts funktionieren", sagte er.

Die Bahn verriet, wie sich die Technik in den kommenden Jahren ändern wird. Heute seien bereits zwei Drittel des S-Bahn-Netzes mit der Elektronischen Stellwerkstechnik (ESTW) ausgerüstet. Für den sicheren Zugbetrieb werde seit 2011 dazu das gesamte Streckennetz schrittweise auf das eigens entwickelte Zugbeeinflussungssystem S-Bahn Berlin (ZBS) umgestellt. Ziel sei es, das S-Bahnnetz bis 2025 vollständig mit der neuen Technik auszustatten, elektromechanische Stellwerke sind dann endgültig Geschichte. In diesem Zusammenhang werde auch die Betriebszentrale S-Bahn in Halensee erweitert. Das wachsende Streckennetz, auf dem mehr Züge fahren sollen, muss zuverlässig mit Strom versorgt werden. 22 neue Gleichrichter-Unterwerke entstehen dafür im Stadtgebiet, Einspeisestellen für den Strom also. Dafür werden 168 Millionen Euro bis zum Jahr 2025 in die Hand genommen. "Berlin wächst und wir müssen mitwachsen", sagte Kacmarek. Frank Frühbrod, Leiter der S-Bahnstromversorgung, wurde konkreter: "Wir werden dann 111 Viertelzüge mehr im Netz haben, der Leistungsbedarf steigt also." 

Jens Hebbe, Leiter der Betriebszentrale, nahm die Schar der Pressevertreter dann mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte der Berliner S-Bahn und des Hauses. Von der ersten elektrischen S-Bahn, die am 8. August 1924 vom Stettiner Bahnhof nach Bernau rollte, bis hin zur Notfallzentrale im vierten Stock des Gebäudes, in der der Netzkoordinator ein waches Auge auf die täglichen Geschehnisse im S-Bahn-Netz hat, war alles dabei. Höhepunkt aus historischer Sicht war der Besuch der "Blofeld’schen Weltbeherrschungszentrale" – so nennt Kacmarek in Anspielung an einen der fiesen Gegenspieler des Film-Agenten James Bond den riesigen ovalen Raum, von dem aus bis in die 80er-Jahre die Unterwerke gesteuert wurden, ehe dieser Aufgabenbereich in den 90ern ans Ostkreuz verlagert wurde. Faszinierend, was Frühbrod dazu sagte: "Wir haben den Zustand nur einschlafen lassen, der Betrieb kann mit wenigen Handgriffen wieder aktiviert werden." 

Alles im Fluss, alle Zeichen auf Aufschwung, so könnte die Bilanz der Bahn aus 90 Jahren Schaltwarte und 25 Jahren S-Bahn-Steuerung überschrieben werden. Expansion bedeutet auch mehr Arbeitsplätze, das ist bei der DB nicht anders. "Wir suchen dringend neue engagierte Mitarbeiter für diese Aufgaben, vordringlich Fahrdienstleiter und Techniker", sagte Kacmarek.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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