Verfolgt in zwei Systemen
Gedenkstele erinnert an politisch aktives Arztehepaar
An Hildegard und Erwin Marcusson erinnert jetzt eine Gedenkstele vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars in der Gundelfinger Straße 27. Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) hat die Tafel enthüllt und damit einen Auftrag der Bezirksverordnetenversammlung erfüllt.
Das Bezirksamt hat die Gedenkstele aus dem Lichtenberger Fonds für Erinnerungskultur finanziert. Gestaltet von der Designerin Helga Lieser ist sie dem Arztehepaar Hildegard Marcusson (1910–1992) und Erwin Marcusson (1899–1976) gewidmet.
Beide stammten aus jüdischen Familien und litten sowohl unter nationalsozialistischer als auch stalinistischer Verfolgung. Vom Faschismus in die UdSSR vertrieben, musste das Ehepaar auch dort totalitäre Willkür erfahren. Die KPD schloss Erwin Marcusson, der seit jungen Jahren Mitglied der Kommunistischen Partei war, aus ihren Reihen aus; seine Frau wurde aufgrund falscher Anschuldigungen verhaftet. Beide verwies die Sowjetunion 1940 des Landes; das Paar erhielt jedoch einen „geduldeten Aufenthalt“ in der Sowjetrepublik Kasachstan.
1947 siedelten die Marcussons in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands über. In Ost-Berlin und in der DDR beteiligten sie sich in verantwortlichen Positionen am Aufbau des Gesundheitswesens und der ärztlichen Fortbildung. Ab 1959 wohnte das Ehepaar in der Gundelfinger Straße 27 in Karlshorst. Seit 2006 gibt es an der Rummelsburger Bucht eine Hildegard-Marcusson-Straße.
„Die Eheleute Marcusson waren nicht nur politisch sehr engagiert, sie haben sich auch für ihre Mitmenschen eingesetzt“, sagt Bürgermeister Michael Grunst. „Wir würdigen ihr Wirken, erinnern auch an ihre Vertreibung durch das Nazi-Regime und an die stalinistische Verfolgung, die sie durchleben mussten. Diese Erinnerung ist zugleich Mahnung für die kommenden Generationen.“
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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