Geschäftsleute in Karlshorst planen virtuellen Lotsen
In Karlshorst tummeln sich besonders viele kreative Geschäftsleute. Einige sind hier seit Jahrzehnten verwurzelt, andere starten ganz frisch in die Selbstständigkeit. So wie der junge Familienvater Oliver Schirmer. "Karlshorst ist kein leichtes Pflaster, aber so unterscheidet es sich auch vom Rest der Stadt. Weil ich keinen Laden haben wollte, wie er sonst an jeder Ecke im Rest der Stadt zu finden ist, habe ich ihn hier eröffnet", sagt der 28-Jährige. Seit 2009 betreibt er das "Dampf & Zucker" in der Dönhoffstraße 7. Wie viele andere Geschäftsleute hofft auch Schirmer durch den Zuzug in die Neubaugebiete Am Carlsgarten und in der Zwieseler Straße auf mehr Kundschaft.
Doch wie können diese neuen Karlshorster sich hier zurechtfinden und wie können Alteingesessene entdecken, was es Neues gibt? Ein virtueller Lotse soll dabei bald helfen und den Kunden das bunte Treiben entlang der Treskowallee und in den Nebenstraßen vorstellen.
"Zentrum für die Hosentasche" heißt das interaktive Online-Projekt, das derzeit im Auftrag eines Zusammenschlusses von Karlshorster Geschäftsleuten entwickelt wird. Im Mai 2015 soll das Projekt starten, dann wird es auch eine eigene App geben: Diese Applikation für Smartphones besteht aus einer virtuellen Karte, auf der die Standorte der unterschiedlichen Geschäfte und ihre Angebote verzeichnet sind. "Die Karte soll eine Orientierung bieten. Sie versammelt Handelspunkte, ergänzt sie aber auch um wichtige Standorte für den Tourismus und kulturelle Angebote", sagt Nicole Yavuzcan vom Büro "Fromlowitz + Schilling", das für das Projekt das Marketing übernahm.
Den Anstoß gaben die lokalen Händler selbst. Sie sind in der Standortkooperation "DreiEinsAcht - Unternehmer für Karlshorst" zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, mit dem kreativen Marketing den Handelsstandort für die Zukunft fit zu machen.
Im kommenden Jahr feiert die Siedlung Karlshorst das 120-jährige Jubiläum ihrer Gründung. Das Datum liefert für die Geschäftsleute den perfekten Anlass, mit ihrer Projektidee eine Brücke in die Zukunft zu schlagen. "Karlshorst besitzt heute keine eigentliche Stadtteilmitte mehr. Nachteilig wirkt sich die Schneise durch die S- und Regionalbahn aus, die den Stadtteilkern durchzieht und ihn teilt", sagt Nicole Yavuzcan. "Mit der Web-Applikation wollen wir hier virtuelle Verbindungen schaffen. So rücken die Kieze mit ihren unterschiedlichen Geschäften und die Bewohner näher zusammen."
Vom Land Berlin wurde die Projektidee bereits prämiert. Im Rahmen des Wettbewerbs "Mittendrin Berlin!" nominierte eine Jury das "Zentrum für die Hosentasche" aus 18 Berliner Standortprojekten für den Hauptpreis. Die Nominierung ist mit 4000 Euro dotiert, der Hauptpreis mit 100 000 Euro. "Schon die Nominierung gibt uns die Möglichkeit, die Projektskizze nun konkret zu machen", sagt die Projektentwicklerin. Das Karlshorster Medienagentur "3Mal1" übernimmt dabei die App-Programmierung.
Zum 120-jährigen Jubiläum soll das Projekt 120 Geschäfte, soziale Einrichtungen und Kulturstätten interaktiv vorstellen. Wer als Geschäftsinhaber oder Akteur dabei sein will, ist willkommen.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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