Der Retter Berliner Kunstwerke
Der Bildhauer und Bronzegießer Hans Füssel verstarb vor 30 Jahren

Bevor Hans Füssel die Statue der Heiligen Gertraud 1954 restaurierte, besah er sich die Schäden an dem Denkmal vor Ort.  | Foto: privat
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  • Bevor Hans Füssel die Statue der Heiligen Gertraud 1954 restaurierte, besah er sich die Schäden an dem Denkmal vor Ort.
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Der Bildhauer und Bronzegießer Hans Füssel restaurierte nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Berliner Kunstwerke. Seine Spuren im Stadtbild von Berlin zu entdecken, ist jedoch schwer: die Werke sind nicht seine eigenen.

Füssel restaurierte beispielsweise Anfang der 1950er-Jahre die eisernen Ornamente der Schlossbrücke in Mitte, auf der heute täglich tausende von Touristen flanieren. Ein anderes Beispiel sind die Bronzelöwen, die ursprünglich am Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Berliner Schloss standen. Das Denkmal ließ die DDR-Führung 1949/50 abtragen. Die Bronzelöwen blieben dank Füssel erhalten und sind bis heute beliebte Fotomotive am Alfred-Brehm-Haus des Berliner Tierparks.

Die Rolle des Retters Berliner Kunstwerke ist Füssel nach dem Zweiten Weltkrieg zugefallen. Hans Füssel wurde am 22. Januar 1897 in einer Berliner Künstlerfamilie geboren. Neben einer Ausbildung zum Bronzegießer studierte er Bildhauerei. 1920 gründete er eine eigene Gießerei in Charlottenburg. Er trat auch mit eigenen Kunstwerken hervor, meist Büsten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Füssel nach Kaulsdorf. Hier hatte sein Vater Jahrzehnte zuvor mehrere Grundstücke an der Seebadstraße und der Birkenstraße erworben. Füssel baute dort eine neue Gießerei und verlagerte seinen Lebensmittelpunkt hierher. Gute Verbindungen zur Sowjetischen Militäradministration, die seine Arbeit schätzte und den hohen Bedarf daran sah, ermöglichten ihm, sein Unternehmen im Ostsektor der Stadt aufzubauen.

Füssels kleines Unternehmen war die einzige private Gießerei in Ostberlin und eine der wenigen in der DDR, die größere, kompliziertere Aufträge ausführen konnte. Er restaurierte unter anderem 1954 die Statue der Heiligen Gertraud an der Gertraudenbrücke, 1968 den Neptunbrunnen und 1984 die Skulpturen vor dem Berliner Schauspielhaus.

Nebenbei führten Füssel und seine Mitarbeiter zahlreiche Aufträge für Medaillen und Kleinplastiken aus. Es entstanden aber auch einige originäre Füssel-Plastiken. Unter anderem schuf er 1968 eine Bronze-Plastik von Alexander von Humboldt für Havanna.

Der einzige noch lebende Zeitzeuge ist Füssels Schwiegersohn Wolfgang H. Günzel. Der inzwischen 79-Jährige war ursprünglich Pressezeichner. Anfang der 1970er-Jahre stieg er in das Unternehmen ein, arbeitete mit Füssel zusammen. Er qualifizierte sich zum Medailleur und entwarf zahlreiche Medaillen, Plaketten und Münzen. „Natürlich hatten auch wir nicht selten Probleme mit der Materialbeschaffung. Aber unsere Arbeit wurde gebraucht und so gab es immer Lösungen“, erinnert er sich. Sein Schwiegervater habe alle Probleme mit viel Humor gelöst.

Hans Füssel starb am 30. August 1989. Günzel hat seine Erinnerungen an Hans Füssel in dem Band „Berliner Bronzen, Brücken, Bauten“ zusammengefasst, den er in Kleinstauflagen drucken ließ und per E-Mail an wolfgangguenzel@arcor.de bezogen werden kann. Einen Kopf der im Krieg stark beschädigten Quadriga vom Brandenburger Tor konnte Hans Füssel retten.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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