Mutiger Einsatz für Juden
Vor 80 Jahren eröffnete das „Büro Pfarrer Grüber“
Pfarrer Heinrich Grüber eröffnete vor 80 Jahren in seinem Pfarrhaus ein Büro, um Juden die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen. Es wurde einer der wichtigsten Orte des Widerstands gegen die Nationalsozialisten.
Als Heinrich Grüber (1891-1975) das Büro im September 1938 in seinem Pfarrhaus an der Kaulsdorfer Dorfstraße eröffnete, war er längst im Visier der Nazis. Ursprünglich auch mit rechtsnationalen Kräften verbunden, war er nach 1933 einer der wichtigsten Vertreter der Bekennenden Kirche gegen die Hitlerdiktatur geworden. Seit Mitte der 1930er–Jahre war er auch Seelsorger der niederländischen evangelischen Christen in Berlin. Dabei wurde er mit der Not von Christen jüdischer Herkunft in Deutschland konfrontiert. Die von ihm gegründete „Hilfestelle für nichtarische Christen“ besorgte für diese Menschen Ausreisepapiere. Von der Gestapo erhielt es die Bezeichnung „Büro Grüber“. Es rettete zahlreichen Juden das Leben.
Besonders sein Einsatz für Juden machte Grüber bei den Nazis verhasst. Auf Befehl von Reinhard Heydrich, Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, wurde Grüber am 19. Dezember 1940 verhaftet und zwei Tage später ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Hier wurden ihm von zwei Aufsehern sämtliche Zähne ausgeschlagen. Nach seiner Verlegung nach Dachau 1941 erlitt er zwei Herzinfarkte. Auf Grund einer Intervention des Industriellen Ernst Hellmut Vits, seines Schwagers, wurde er 1943 auf dem KZ entlassen und nahm seine seelsorgerische Arbeit in Kaulsdorf wieder auf.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde Grüber von der sowjetischen Besatzungsmacht zum stellvertretenden Leiter des Beirats für Kirchenfragen berufen. Er eröffnete erneut sein Büro, zunächst im Diakonissenkrankenhaus Bethanien in Kreuzberg. Dieses half bis zu seiner Auflösung 1949 ehemals verfolgten Juden. Seit 2015 steht eine Porträtbüste des mutigen Pastors auf dem Heinrich-Grüber-Platz am S-Bahnhof Kaulsdorf.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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