Jagdszenen am Unkenpfuhl
Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU) und Bürger streiten um den richtigen Umgang mit Wildschweinen

Ein Wildschwein unterwegs im Unkenpfuhl. | Foto:  Tierschutzpartei Spandau
  • Ein Wildschwein unterwegs im Unkenpfuhl.
  • Foto: Tierschutzpartei Spandau
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Wie soll mit den Wildschweinen am Unkenpfuhl umgegangen werden. Seit Monaten steht die Frage im Raum und wurde zuletzt zum Konflikt zwischen Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU), dem Bezirksamt und Kladower Bürgerinnen und Bürger sowie der Tierschutzpartei.

Bei einem Sturm im Februar wurde der Zaun um das Weidegebiet Unkenpfuhl beschädigt und ermöglichte Wildschweinen den Zugang. Nach der Zaunreparatur waren die Tiere jedoch darin gefangen. Seit dem Sommer sind sie auch zum Abschuss freigegeben, weil sie eine Bedrohung für andere Tierarten am Unkenpfuhl sein könnten. Tierschützer aus der Nachbarschaft und die Tierschutzpartei legten Protest ein. Sie verlangten einen Klappzaun, der den Wildschweinen ein Verlassen des Unkenpfuhls ermöglicht. Außerdem beschloss die Bezirksverordentenversammlung (BVV) im September einen Dringlichkeitsantrag, indem gefordert wurde, das Töten der Tiere zu beenden. Eine Große Anfrage zu den Wildschweinen am Unkenpfuhl in der gleichen Sitzung wurde in der Frist von drei Wochen nicht beantwortet. Auch die erbetene Verlängerung bis zum 11. Oktober verstrich ohne eine Antwort. Am 17. Oktober schließlich reichte die Tierschutzpartei eine Fachaufsichtsbeschwerde ein.

In der BVV-Sitzung zwei Tage später gab Thorsten Schatz eine längere Erklärung mit 16 Seiten Anhang ab. Darin wies er die Forderung nach einem Klappgatter zurück. Schon wegen der umliegenden Bebauung, zu der auch eine Kita und eine Schule gehören, sollten die Tiere nicht unkontrolliert das Areal verlassen und auch keinen weiteren Zutritt zum Unkenpfuhl bekommen. Ein kontrolliertes Heraustreiben sei nicht möglich. Um die vorhandene Population werde sich der Stadtjäger kümmern.

Anders als die Wildschweinschützer glaubt Thorsten Schatz, dass sich die Tiere durchaus auf dem Gelände des Unkenpfuhls wohl fühlen. Die Wildschweine hätten die Fläche durch Öffnungen im Zaun kurzzeitig verlassen und seien wieder zurückgekehrt. Zudem seien weitere Wildschweine „in den Phasen illegaler Zaunöffnung“ auf das Gelände gelangt, erklärte der Baustadtrat. Auch von weiterem rechtswidrigem Handeln sprach Schatz. Dass Schloss am Unkenpfuhl wäre verklebt, angrenzende private Gärten durch Wildschweine aufgrund einer mutwilligen Öffnung des Zauns beschädigt und MitarbeiterInnen verschiedener Behörden oder beauftragter Stellen „durch Dritte bedrängt“ worden.

Die Wildschweinfreunde bleiben indes bei ihrer Annahme, dass die Wildschweine den Unkenpfuhl nicht verlassen und auch nicht zurückgekehrt sind. „Sie waren nie weg, sie sind seit dem Sturmschaden eingesperrt und hungern.“ Der Unkenpfuhl sei für die Tiere absolut nicht attraktiv. Sie würden hier schon lange kein ausreichendes Futter mehr finden und bei der Nahrungssuche auf eingegrabene Frösche zurückgreifen.

Eine Annäherung zwischen Bauamt und Tierschützern gibt es zwar in der Sache nicht, aber der Ton ist konzilianter. In einem Schreiben vom 27. Oktober wiederholte der Stadtrat aber, dass er den Einbau von Zugangsklappen selbst dann ablehne, wenn diese privat finanziert werden sollten. Dem stehen „fachliche und haftungsrechtliche Erwägungen“ entgegen, erklärte er. Zudem wären solche Zugänge einem „hohen Vandalismusdruck“ ausgesetzt und sie würden eben nicht verhindern, dass Wildschweine erneut auf die Fläche gelangen.

Die Tierschützer wiederum erklärten zuletzt, dass sie „betrübt“ registrierten, dass Thorsten Schatz weiter keine Alternative zum Töten der Tiere sehe. Sie appellierten an ihn, dem Rat mancher Fachleute zu folgen und die Wildschweine in den Wald zu entlassen. Zudem luden sie den Baustadtrat zu einem Vor-Ort-Termin ein.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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