Berliner Woche mobilisiert Leser für den Naturranger
Und das war erst der Anfang. Inzwischen kursieren Links sämtlicher relevanten E-Mail-Adressen, zum Beispiel unter www.natur.berlin-marienfelde.de. Die Liste reicht vom Regierenden Bürgermeister über die Senatoren bis zu den Stadträten. Nach Informationen der Berliner Woche sollen insbesondere die Postfächer von Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller und von Tempelhof-Schönebergs Bürgermeisterin Angelika Schöttler (beide SPD) überquellen. Neben den Marienfelder Nachbarn mischen jetzt auch diverse Bürgerinitiativen, die Berliner Imkervereine sowie allerlei Naturschutzorganisationen mit. Und am eher verschlafenen Stadtrand auf der Naturschutzstation am Diedersdorfer Weg hatten sich bei Redaktionsschluss auch schon die ersten Fernsehteams und andere Medienvertreter sowie Politiker eingefunden oder waren angemeldet. Ein wahrer Sturm der Empörung.
Wie berichtet, ist der staatlich geprüfte Natur- und Landschaftspfleger Björn Linder (42) seit 2007 im Auftrag des Bezirksamts als Naturranger in dem au einer ehemaligen BSR-Hausmüllkippe angelegten StadtNaturPark Marienfelde tätig. Allerdings ohne festes Gehalt. Das gesamte Naturschutz-Projekt wird über Projektgelder aus Jobcenter-Maßnahmen, Einzelzuschüssen des Bezirks, durch Spenden sowie vom Naturschutzbund Nabu über eine Halbtagsstelle finanziert. Dieses Nabu-Engagement soll Ende dieses Monats nun auslaufen und würde auch das Ende Lindners als Marienfelder Naturranger bedeuten.
Dagegen laufen die Leute Sturm: Beispielsweise der Tempelhofer Bürgeraktivist Jürgen Juhnke. Er winkt Senator Müller auch schon mit dem Gesetzbuch. Juhnke hat Paragrafen gewälzt und meint herausgelesen zu haben, dass das Land Berlin sich "seit fünf Jahren dauerhaft und konsequent an seiner Naturschutz-Verantwortung vorbeimogelt" und damit gegen Bundesgesetze verstößt. Und der jugendpolitsche Pressedienst "paperpress" fordert sogar, nicht nur den Park, sondern vor allem seinen Ranger unter Natur- und Artenschutz zu stellen.
Jedenfalls ist die Protestwelle in den vergangenen zwei Wochen nach den Berichten in der Berliner Woche derart angeschwollen, dass die Verantwortlichen einfach nicht mehr daran vorbeikommen. Als erste Partei haben nun die Grünen reagiert und einen Antrag für die nächste Bezirksverordnetenversammlung angekündigt.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
Kommentare