Erst auf die Todesbahn, dann Einkehr
Aus der Geschichte der Müggel-Baude

Spaziergänger vor der Müggel-Baude um 1970. | Foto: Museum Treptow-Köpenick.
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  • Spaziergänger vor der Müggel-Baude um 1970.
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Die Geschichte des Ausflugslokals Müggel-Baude beginnt 1912 und sie endet nicht einmal 80 Jahre später 1988. Da wurde der Ausschank am Vorläufer des Großen Müggelbergs abgerissen.

Errichtet wurde sie als Ausschank für die Bismarckwarte. Besucher des Turms – heute steht dort der Fernsehturm Müggelberge – konnten sich hier Erfrischungen kaufen. Im Jahr 1927 wurde das Lokal vergrößert. Statt eines Kiosk wartete nun ein Holzbau auf Kundschaft und am Giebel prangte der Name Müggel-Baude. Im Sommer kehrten Wanderer und Spaziergänger ein. Im Winter gehörten Wintersportler zu den Gästen. Hier begann nämlich die sogenannte Todesbahn, auf der ganze Familien mit Schlitten durch eine künstlich angelegte Rodelbahn in Richtung Teufelssee brausten.

Ende der 50er-Jahre wurde die Gaststätte nach verschiedenen privaten Betreibern vom Rat des Stadtbezirks Köpenick bewirtschaftet, dann wieder von wechselnden Privatpersonen. Zu den letzten Betreibern nach 1976 gibt es im Archiv des Museums Köpenick überlieferte Berichte der Ostberliner Tageszeitung „Neue Zeit“ (Organ der CDU-Blockpartei). Die Betreiberfamiien Cybulla und Nitschke waren nämlich CDU-Mitglieder und entsprechend positiv wurde über ihr Engagement für das Ausflugslokal berichtet.

Trotzdem war Mitte der 80er-Jahre Schluss, 1988 wurde das Lokal abgerissen. Es gibt Gerüchte, dass das Ministerium für Staatssicherheit im in Sichtweite befindlichen Fernsehturm Müggelberge einen Horchposten betrieb und den Publikumsverkehr in der Nähe der zur Ausspähung der westlichen Alliierten genutzten Anlage einschränken wollte.

Gerüchte, in der Müggel-Baude wären Sexparties gefeiert worden, könnten deshalb in der Stasi-Lügenküche ausgedacht worden sein, um die Betreiber gegenüber den Köpenicker Aufsichtsbehörden zu diskreditieren. Heute befindet sich am früheren Standort des Lokals eine Aussichtsplattform mit gutem Blick über Müggelwald und Müggelsee bis nach Friedrichshagen. Die Müggel-Baude teilt ihr Schicksal mit den nahen Ausflugslokalen „Teufelssee“ und „Marienlust“, die nach 1990 erst heruntergewirtschaftet und dann ebenfalls abgerissen wurden.

Spaziergänger vor der Müggel-Baude um 1970. | Foto: Museum Treptow-Köpenick.
Vom früheren Standort der Müggel-Baude haben Spaziergänger einen tollen Blick auf den Müggelsee und Friedrichshagen. | Foto: Ralf Drescher
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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