Junge Kreative laden zu Ausstellungen und Workshops ein
"Von Autolacken bis Wandfarben, ich kann jede Art von Farbe gut gebrauchen", sagt Nils Pegel. Tagsüber studiert der junge Künstler an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Abends zieht es den Studenten nicht etwa zu den Kunst-Hot-Spots ins Zentrum der Stadt, sondern in die Zingster Straße 10. Hier hat er zusammen mit drei Gleichgesinnten ein leer stehendes Ladengeschäft bezogen.
Pegel packt große Papierbahnen an die Wände und fängt frei Hand an, gleich an zwei Werken zu malen. Die Anwohner dürften sich über dieses Szenario in der sonst wenig ansprechenden Geschäftszeile wundern: Denn sie können dem Künstler nicht nur bei der Arbeit zuschauen; gelegentlich bittet er Passanten auch, beim nächsten Mal doch einen Topf Farbe mitzubringen.
Ein wenig Farbe ist auch an den Händen von Moreen Vogel, die im Laden eine Ton-Werkstatt betreibt. "Wir nutzen einfach die Chance, hier kreativ zu werden", sagt die Studentin, die in der Bildhauerei-Klasse an der Weißenseer Kunsthochschule eingeschrieben ist. Die Ladenräume in der Zingster Straße stellt die Wohnungsbaugesellschaft Howoge den Nachwuchskünstlern zur Verfügung, die sich sonst kein Atelier anmieten könnten. Im Gegenzug beleben die jungen Kreativen den vorher etwas tristen Ort.
"JWD - Zwischenzeitlicher Raum für Kunst und Reisen" heißt das Künstlerprojekt, das in den kommenden Wochen in der Zingster Straße 10 realisiert wird. "Wir nennen unser Projekt {sbquo}Janz weit draußen, weil das hier ja nicht unser gewohnter Kiez ist", sagt Moreen Vogel, die eigentlich in Weißensee lebt. Und auch Nils Pegel reist aus Neukölln an, um hier arbeiten zu können.
Doch die jungen Künstler wollen die Räume nicht nur für sich nutzen. Sie laden alle Anwohner ein, eine Ausstellung mitzugestalten.
"Wir eröffnen ein künstlerisches Reisebüro und brauchen dafür noch Hilfe", erklärt Studentin Moreen. "Deshalb bitten wir die Anwohner, uns ein Bild ihres Lieblingsortes mitzubringen. Diesen Ort muss es auch tatsächlich geben. Außerdem sollen uns die Leute aber auch zeigen, wie sie sich ihren idealen Urlaubsort vorstellen. Sie können uns dafür ein gemaltes oder gezeichnetes Bild mitbringen, aber auch ein Foto und sogar einen Text."
Für die geplante Ausstellung sollen zudem Skulpturen entstehen, ebenfalls gemeinsam mit den Anwohnern. Moreen Vogel bietet dafür extra eine Ton-Werkstatt an: jeden Sonntag in der Zeit von 13 bis 18 Uhr. "Wir wollen ganz eigene Fantasiefiguren kreieren - von Helden über Superstars bis hin zu Monstern", sagt Moreen Vogel.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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