Ausstellung im Dokumentationszentrum Zwangsarbeit verlängert

In diesen Baracken waren viele der Zwangsarbeiter untergebracht. | Foto: Ralf Drescher
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Niederschöneweide. Die Ende 2015 eröffnete Ausstellung „Batterien für die Wehrmacht. Zwangsarbeit bei Pertrix 1939-1945“ im Dokumentationszentrum Zwangsarbeit wird bis auf Weiteres verlängert.

Gerade in Hinblick auf den Bau des geplanten Leistungsnachwuchszentrums des 1. FC Union Berlin im Bruno-Bürgel-Weg 63 in direkter Nachbarschaft der noch stehenden Gebäude der ehemaligen Batteriefabrik Pertrix sollte die Geschichte weiterhin für Interessierte zu sehen sein.

Die Pertrix, eine Tochterfirma der zum Quandt-Konzern gehörenden Akkumulatorenfabrik AG stellte während des Zweiten Weltkriegs Trockenbatterien und Taschenlampen für die Wehrmacht her und lieferte Zünderbatterien für Kampfflugzeuge an die Luftwaffe. Batterien waren ein zentrales Produkt der Kriegsindustrie und eine der wichtigsten Einnahmequellen des Quandt-Konzerns. Im Laufe des Krieges beschäftigte die Pertrix Berliner Juden im „geschlossenen Arbeitseinsatz“, Kriegsgefangene und italienische Militärinternierte, sogenannte Ostarbeiter aus der Sowjetunion, Polen und KZ-Häftlinge. Die meisten von ihnen waren Frauen.

In der Ausstellung wird die Rolle der Firma in der deutschen Rüstungsindustrie und innerhalb des Konzerns beleuchtet. Anhand von Originalobjekten und Zeitzeugeninterviews wird von der gefährlichen Arbeit in der Batteriefabrik berichtet. Für die Ausstellung wurden zehn Interviews mit Zeitzeugen geführt, darunter mit der Polin Janina Lys (94). Sie wurde 1943 nach Deutschland verschleppt und landete bei Pertrix. Dort musste sie Maschinen säubern, die mit Elektrolytpaste verunreinigt waren. „Ich bekam keine Schutzhandschuhe und habe mir die Hände verätzt“, erinnerte sie sich.

Rund 2000 Zwangsarbeiter haben bis zum Kriegsende 1945 bei Pertrix an der damaligen Sedanstraße (heute Bruno-Bürgel-Weg) geschuftet. Nicht nur die schlechten Arbeitsbedingungen setzten den Fremdarbeitern zu, sondern auch die im NS-Sinn agierenden Betriebsangehörigen. Einer der übelsten Vertreter soll Conrad Schreiber aus Oberschöneweide gewesen sein. Der SS-Unterscharführer prügelte als Lagerführer persönlich und ohne Grund Pertrix-Arbeiter.

Die Ausstellung ist in der Britzer Straße 5, Baracke 5, zu sehen. Geöffnet ist bei freiem Eintritt Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag sogar bis 20 Uhr. RD

Informationen unter www.alltag-zwangsarbeit.de.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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