Wasserpark besiegelt: Bezirksamt und Investor Coral World unterzeichnen Vertrag

Die Tage des naturbelassenen Ufers am Rummelsburger See sind gezählt. | Foto: Berit Müller
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Rummelsburg. Für den geplanten Wasserpark an der Rummelsburger Bucht haben das Bezirksamt und der Investor Coral World jetzt den öffentlich-rechtlichen Vertrag unterzeichnet – damit ist das Vorhaben besiegelt. Doch während seitens des Bezirksamtes große Zufriedenheit herrscht, gibt es auch Kritik.

Den Menschen die Dimension und Schönheit des Lebensraumes unter Wasser näher zu bringen - dafür engagieren sich der aus Israel stammende Meeresbiologe Benjamin Kahn und sein Team von Coral World International (CWI) mit ihren so genannten Wasserparks.

Die Themenlandschaften gibt es inzwischen in Australien, auf Mallorca und Hawaii. Nun will das Tochterunternehmen Coral World Berlin auch an der Rummelsburger Bucht investieren und dort ein Erlebnis-, Bildungs- und Kommunikationszentrum rund um die Welt der Meere errichten.

Zwischen Ostkreuz und Paul-und-Paula-Ufer, wo sich heute noch Wildwuchs und Brachen ausbreiten, plant das Unternehmen ein „Wasserhaus“ nebst einer rund 6000 Quadratmeter großen Parklandschaft, die es mindestens 20 Jahre lang unterhalten will. Für das Projekt haben Coral World und das Bezirksamt Lichtenberg am 8. September den Vertrag unterzeichnet. Es ist Teil des Großvorhabens An der Mole - einem neuen Stadtquartier, das zusammen mit Wasserpark und -haus zwischen Kynast- und Hauptstraße entstehen soll.

„Mit dem Wasserpark bringen wir ein vernachlässigtes Areal in eine naturnahe, gepflegte und öffentliche Nutzung – das ist nur gemeinsam möglich“, sagte Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

„Lichtenberg wird große Aufmerksamkeit erlangen, weil hier ein besonderes Beobachtungszentrum für die Welt unter Wasser entsteht, weil es neue Arbeitsplätze geben wird und weil die Rummelsburger Bucht für ihre Bewohner und Gäste eine Aufwertung erfährt“, so Grunst.

Und CWI-Vizepräsident Erez Ben-Nun betonte: „Wir verstehen den Park und das Wasserhaus vor allem als ein gemeinsames Engagement. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen für die Einzigartigkeit und Schutzwürdigkeit der Meere zu sensibilisieren.“ In Wasserpark und Wasserhaus, die auf insgesamt 22000 Quadratmetern entstehen, investiert Coral World rund 40 Millionen Euro und rechnet mit einer halben Million Besuchern pro Jahr.

Über die Gestaltung des Parks mit Wassergärten, Terrassen, Bassins, Pflanz- und Liegeflächen sowie Spielplätzen informierte die Projekt-Direktorin von Coral World Berlin, Gabriele Thöne: „Wir nehmen die Besucher mit auf eine Reise zur Natur des Wassers, dem größten Netzwerk unseres blauen Planeten. Fühlen und Verstehen als Teil des Ganzen, Spaß und Erholung sind zentrale Elemente.“

Weil Teilhabe besonders wichtig sei, habe es im Vorfeld öffentliche Info-Veranstaltungen, Workshops und Werkstätten im Kiez gegeben. Viele der Erkenntnisse sollen ins Parkkonzept einfließen. Die Entscheidung für den Standort sei ganz bewusst gefallen, so Thöne. „Hier wird deutlich, dass die Achtung der Natur des Wassers direkt vor der Haustür beginnt.“

Wahre Erfolgsgeschichte

Mit ihrer besonderen Stadtplanung und Architektur habe die Rummelsburger Bucht eine Erfolgsgeschichte geschrieben, sagte Birgit Monteiro. Das frühere Industriegebiet ist wegen seiner Wasserlage höchst begehrt, mehr als 5000 Menschen wohnen inzwischen nahe den Ufern des Rummelsburger Sees.

„Hier ist die ideale Stelle, um ein über die Bezirksgrenzen hinaus strahlendes Angebot mit Bezug zum Wasser zu errichten.” Die Stadträtin erinnerte aber auch an den langen Vorlauf des Verfahrens: „Seit 25 Jahren wird am Bebauungsplan gearbeitet. Viele Interessen mussten miteinander vereint werden: die von Grundstückseigentümern, Anwohnern, Investoren und den bezirklichen Akteuren.“

Überdies gelte es, die Bedarfe im gewachsenen Wohngebiet am Rummelsburger Ufer zu berücksichtigen. Alles in allem sei „die Bucht ein Aushängeschild für ganz Lichtenberg. Die Fertigstellung des Wasserparks und des gesamten Projekts wird dem die Krone aufsetzen.“ Nun müsse der Bezirk noch einmal Tempo machen, um in diesem Jahr zum Festsetzungsbeschluss für den Bebauungsplan zu kommen. Dieses Votum obliegt der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen der Lichtenberger BVV setzt genau dort ihre Kritik an: Weil der Vertragsabschluss mit Coral World vor dem Beschluss des Bebauungsplanes erfolgt sei, habe das Bezirksamt „einseitige Tatsachen“ geschaffen, so die Fraktionsvorsitzende Camilla Schuler.

Kritik der Grünen

„Wie schon so oft in Berlin wird ein großer Vertrag mit einem Investor abgeschlossen, bevor das demokratisch gewählte bezirkliche Gremium, die BVV, einen Bebauungsplan für das Grundstück aufstellen konnte. Damit wird die Entscheidung vorweggenommen, denn die Bezirksverordneten haben kaum noch die Möglichkeit, etwas Gegenteiliges zu beschließen, wenn sie nicht Schadensersatzforderungen durch den Investor in Kauf nehmen möchten.“

Die Fraktion der Grünen zeigt sich von der Gesamtkonzeption für das neue Stadtquartier wenig begeistert. „Berlin braucht bezahlbare Wohnungen, statt teure Eigentumswohnungen, und der Kaskelkiez braucht dringend eine zusätzliche Grundschule statt ein Wasserhaus am Rummelsburger See.“

Bürgermeister Michael Grunst betrachtet das Bebauungsplanverfahren als nahezu abgeschlossen. „Wir sind auf den letzten Metern. Ich freue mich schon jetzt auf viele weitere Startschüsse für Wohnen, Gewerbe, Wasserpark und Wasserhaus im Quartier An der Mole. Denn all diese Projekte machen neugierig auf noch mehr Lichtenberg.”

Mit dem Baustart für den Wasserpark rechnen die Partner im Frühjahr kommenden Jahres. bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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