Rohrbruch, Asbest – aus
Galileo-Gymnasium in der "Schlange" musste schließen

Wegen der Verseuchung mit Asbest musste das Galileo-Gymnasium an der Schlangenbader Straße schließen.  | Foto: Matthias Vogel
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Das Galileo-Gymnasium an der Schlangenbader Straße ist Geschichte. Wegen eines Rohrbruchs nach den Sommerferien stand das Wasser kniehoch in drei Klassenzimmern und den Verwaltungsräumen. Asbest wurde freigesetzt, die Privatschule musste schließen.

Seit acht Jahren wurden im Erdgeschoss der „Schlange“ Jugendliche auf den MSA oder das Abitur vorbereitet. Vor zwei Jahren übernahm die Semper-Gruppe aus Dresden die Trägerschaft. Dem Gymnasium mit seinen knapp 100 Schülern brachen durch den Schaden 35 Prozent der nutzbaren Fläche weg, wie Schulleiter Andreas Groch sagt. „Es hat wirklich das Herz unserer Schule getroffen.“ Damit meint er nicht nur die drei Klassenzimmer, auch das Lehrerzimmer, die Räumlichkeiten für die Archivierung und Dokumentation, für die Mittelstufenkoordination und sein eigenes Büro seien nicht mehr zu nutzen gewesen.

Entscheidend auch: So genannte Differenzierungsräume waren ebenfalls betroffen. „Die brauchen wir aber dringend für unser Konzept“, wie Groch erklärt. 30 Prozent der Schüler seien hochbegabt. Einige von ihnen plage mangelndes Selbstbewusstsein, andere hätten autistische Züge. „Wenn beispielsweise ein Kind mit Schulangst eine Auszeit brauchte, haben wir diese Räume genutzt“, so Groch. In kleinen Gruppen habe beschult werden müssen, um das Potenzial dieser Schüler ausschöpfen zu können. Das habe gut funktioniert. „Man darf nicht vergessen: Manche von ihnen sind an einem halben Dutzend Schulen nicht zurecht gekommen, ehe sie zu uns kamen.“

Deshalb konnte er als Schulleiter auch nicht zustimmen, als die Wohnungsbaugesellschaft DeGeWo, der das gewaltige Mietshaus gehört, irgendwo im Block Ersatzräume zur Verfügung stellen wollte. „Einige Eltern hätten es zwar gern gesehen, wenn die Kinder wenigstens irgendwie weiter Unterricht erhalten hätten. Für ein 'Irgendwie-Abitur' bin ich aber nicht zu haben. Und unser Konzept hätte auch nicht mehr gegriffen.“ Seinen Vorschlag, schnell eine Container-Lösung auf einem Teil des benachbarten Spielplatzes zu realisieren, lehnte die DeGeWo ab.

Die Senatsverwaltung ist für die Genehmigung der Schulräume von Privatschulen zuständig. Als Groch ihr das Asbest-Problem meldete, setzte sie eine Frist für die außerordentliche Kündigung des Mietvertrages. Die reichte die Semper-Gruppe dann ein, und jetzt ist sie Gegenstand einer rechtlichen Auseinandersetzung mit der DeGeWo, in deren Zuge sicher auch die Asbestbelastung eine Rolle spielen wird. Alternativer Platz für das Galileo-Gymnasium fand sich jedenfalls nicht, auch der zwischenzeitlich kolportierte Trägerwechsel zur Montessori-Stiftung erwies sich als Luftnummer. Und als Groch eine optimale Vorbereitung auf das Abitur nicht mehr gewährleistet sah, zog er die Reißleine.

Um die Lehrkräfte müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Groch, die seien hoch qualifiziert und fänden leicht wieder eine Stelle. Und mittlerweile seien auch fast alle Galileo-Schüler in anderen Schulen untergekommen. „Drei Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden im Moment noch hausbeschult, bis Plätze für sie gefunden sind. Die Senatsverwaltung kümmert sich, auch für sie wird sich etwas finden.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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