Eintopf über Spandaus Dächern: Sozialstadtrat spendiert Küchenherde für Seniorenwohnhaus
Siemensstadt. Hoch oben im neunten Stock des Seniorenwohnhauses am Rohrdamm 56 gibt es zweimal in der Woche Hausmannskost für die Mieter, zubereitet von Ehrenamtlichen. Als kürzlich die beiden Küchenherde den Dienst versagten, drohten leere Teller. Das Bezirksamt sorgte schnell für Ersatz.
Einen Knall gab es nicht. Der Herd zischte und stank auch nicht. Er verweigerte sich lediglich seiner Bestimmung und blieb – kalt. Wie sein Kollege nebenan kurz zuvor. „Da stand ich nun“, erinnert sich Marco Pieper-Schmidt. „Beide Herde kaputt und meine Leute warteten mit knurrenden Mägen auf ihren Eintopf.“ Der ehrenamtliche Küchenchef improvisierte, schleppte ein paar alte Kochplatten an und sorgte doch noch für satte Senioren. „Auf die Dauer war das aber nix“, sagt der pensionierte Postbeamte und passionierte Hobby-Koch.
Zweimal pro Woche schnippelt und kocht Pieper-Schmidt gemeinsam mit Rosi Hauff – beide leben selbst im Seniorenwohnhaus am Rohrdamm – in der kleinen Küche im neunten Stock: Montags ist Eintopf-Tag, mittwochs brutzelt meistens Fleisch in der Röhre. Mal kommen auch Senfeier, seltener Nudeln auf den Tisch. Jeweils zwischen 30 und 40 Senioren finden sich dann im nett eingerichteten Speise- und Aufenthaltsraum mit dem herrlichen Blick über halb Spandau ein.
Oft schaut auch Günter Briese von der Spandauer Seniorenvertretung in der Siemensstadt vorbei. Als er sah, wie sich die freiwillige Küchencrew mit den provisorischen Herdplatten abmühte, nutzte er seinen kurzen Draht zu Sozialstadtrat Frank Bewig (CDU). Der ließ sich nicht lange bitten und bewilligte 1500 Euro aus seinem Etat: für zwei nagelneue Kochherde plus Geschirrspülmaschine. „Eigentlich haben wir so gut wie kein Budget für solche Sachen“, sagt Bewig. „Aber wenn der Bezirk hier schon kein Küchenpersonal bezahlen kann, dann sollten wir wenigstens die ehrenamtlichen Köche unterstützen.“
170 Frauen und Männer leben in den Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements des Seniorenwohnhauses Siemensstadt, das eben kein Altenheim ist. Alle Wohnungen sind mit eigener Küche ausgestattet, natürlich können die Mieter selbst für ihr Mittagessen sorgen. Die Hausmannskost von Marco Pieper-Schmidt und das gesellige Beisammensein danach wollen viele aber nicht missen.
Mieterin Renate Janzen zum Beispiel ist immer da, wenn’s den Mittagstisch gibt: „Die beiden kochen echt lecker, und manchmal helfe ich auch beim Kartoffelschälen.“ Ihrer Freundin Regina Ritter schmeckt es mittwochs besser. „Ich bin nicht so der Eintopf-Freak“, erklärt sie halb entschuldigend. Auf das Eisbeinessen Ende Oktober freuen sich beide. Das stand schon auf der Kippe. Dank neuer Küchengeräte sind die Haxen nun bestellt. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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