400 Infinera-Beschäftigten droht der Jobverlust
Eigentümer will Werk schließen

Blick auf den Technopark am Siemensdamm.  | Foto: Ulrike Kiefert
2Bilder
  • Blick auf den Technopark am Siemensdamm.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Erneut steht in der Siemensstadt ein Produktionsstandort vor dem Aus. Das US-amerikanische Unternehmen Infinera will sein Werk schließen.

Die US-amerikanischen Eigentümer des ehemaligen Coriant-Betriebes haben vier Monate nach dem Kauf verkündet, den Standort bis September 2019 komplett zu schließen und die Produktion in andere Länder zu verlegen. Das teilte die Berliner Geschäftsführung des neuen Besitzers Infinera jetzt den 400 Beschäftigten mit.

Die Gewerkschaft IG Metall Berlin spricht von einem „dreisten und rücksichtslosen Verhalten“ der neuen Inhaber aus den USA. „Uns drängt sich der Verdacht auf, dass es den Eigentümern beim Kauf nur darum ging, sich die Patente und die Kundendatei zu sichern. Ihnen scheinen die Arbeitsplätze derjenigen, die dieses Know-how aufgebaut haben, völlig egal zu sein“, kommentiert deren Erste Bevollmächtigte Birgit Dietze und kündigt an, mit den IG-Metall-Mitgliedern, externen Wirtschaftsberatern und dem Betriebsrat nach Lösungen zu suchen. „Wir werden jetzt unsere Ressourcen mobilisieren, um die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen“, so Dietze. Eine erste Protestaktion der Mitarbeiter gab es im Januar, eine zweite soll am 1. Februar um 8 Uhr folgen.

Rückenwind bekommen die Beschäftigten auch aus der Politik. So spricht etwa die Bundestagsabgeordnete Helin Evrim Sommer (Die Linke) von einem „fatalen Signal für die Region“. Damit setze sich die Abwärtsentwicklung des Industrie- und Produktionsstandortes Siemensstadt fort. „Dem muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Ich fordere die Bundesregierung auf, ihrer Ankündigung, sich für den Erhalt von Industriestandorten einzusetzen, endlich Taten folgen zu lassen.“

"Herber Verlust
für die Siemensstadt"

Auch der Bundestagsabgeordnete und Chef der CDU Spandau, Kai Wegner, spricht von einem „herben Verlust für die Siemensstadt“, sollte Infinera das Werk wirklich schließen. Nicht nur weil 400 Beschäftige um ihre Jobs bangen müssten. „Hier werden optische Datenübertragungssysteme produziert, die weltweit zum Einsatz kommen“, so Wegner. Gemeinsam mit den Beschäftigten, dem Betriebsrat und der IG Metall will sich der Bundestagsabgeordnete deshalb dafür einsetzen, dass der neue Eigentümer des Werkes von den Schließungsplänen abrückt. „Die Siemensstadt schickt sich gerade an, zum deutschen Silicon Valley zu werden. Von dieser Strahlkraft kann sicherlich auch Infinera profitieren.“

Der Betrieb im „Technopark“ am Siemensdamm 62 stellt optische Netzwerklösungen her und gehört zu den führenden Telekommunikationsunternehmen. In ihrer Pressemitteilung vom 1. Oktober 2018 hatte Infinera noch klar gestellt, dass Umsatzsteigerungen und die Ausweitung der Kundenbasis der Grund für die Übernahme der Coriant GmbH gewesen seien. Bis Ende 2018 firmierte der Betrieb unter dem Namen Coriant. Er ist eine Ausgründung von Nokia Siemens Networks (NSN).

Blick auf den Technopark am Siemensdamm.  | Foto: Ulrike Kiefert
Infinera übernahm 2018 den Coriant-Betrieb, der früher zu Nokia Siemens Networks gehörte.  | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 215× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 401× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 1.368× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 1.194× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.