Wenn Kinder von Olympia träumen: Von einer Bronzemedaille und ihren möglichen Folgen
Tegel. Zehn Jahre lang hat Carsten von Leupoldt, Judotrainer beim SC Bushido, die Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, Laura Vargas Koch, als Heimtrainer betreut. Berliner Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit ihm über diesen großartigen Erfolg und seine möglichen Auswirkungen auf den Tegeler Judonachwuchs.
Wann hatten Sie mit Laura nach dem Gewinn der Medaille zum ersten Mal Kontakt?
Carsten von Leupoldt: Sie hat mich am selben Abend nachts um 1 Uhr direkt angerufen, was mich natürlich sehr gefreut hat. Und wir haben tatsächlich auch über diese zehn Jahre gesprochen und was sie alles mitgenommen hat.
Ich nehme an, dass Sie Lauras Kämpfe alle verfolgt haben?
Carsten von Leupoldt: Natürlich! Am Abend vor ihrem Bronzekampf hatten wir auch noch über WhatsApp Kontakt. Am Tag selber haben wir uns mit rund 30 Mitgliedern, darunter auch vielen Kindern, in der Sportschule getroffen, die Kämpfe übers Internet im Live-Stream verfolgt und den Gewinn der Medaille natürlich grandios gefeiert. Das war sehr intensiv und sehr emotional.
Noch vor drei Jahren hatte Laura den Gewinn einer olympischen Medaille als ihren großen sportlichen Traum bezeichnet. Hätten Sie diesen Erfolg tatsächlich für möglich gehalten?
Carsten von Leupoldt: Damals, 2013, hatte Laura ein richtig starkes Jahr, das sie mit dem Vize-Weltmeistertitel, übrigens auch in Rio, gekrönt hat. Und in dieser Euphorie war es auch nicht unrealistisch, so einen Traum zu formulieren. In den Folgejahren hat man aber gesehen, wie eng die Weltspitze beieinander ist und, dass es oft nur an Kleinigkeiten hängt, ob man bei einer WM oder Olympia überhaupt die erste Runde übersteht. Ich als ihr Heimtrainer, der sie so viele Jahre so eng begleitet hat, wusste aber immer, dass sie definitiv das Zeug dafür hat, eine olympische Medaille zu gewinnen.
Die Kinder haben gesehen, wie viel man mit Fleiß erreichen kann
Viele der Kinder, die beim SC Bushido den Judosport betreiben, kennen Laura persönlich. Inwieweit hat insbesondere den Nachwuchs dieses Erlebnis beeindruckt?
Carsten von Leupoldt: Ich denke, dass es die Kinder und jungen Erwachsenen schon sehr beeindruckt hat. Live mit zu verfolgen, wo es hingehen kann, was man erreichen kann, wenn man fleißig ist, hart arbeitet, ein Ziel über so viele Jahre intensiv verfolgt, so einen langen Weg miteinander geht.
Durch Olympische Spiele und eine große mediale Aufmerksamkeit, nicht zuletzt auch durch das Fernsehen, geraten Sportarten wie Judo alle vier Jahre etwas mehr als gewöhnlich in den Fokus. Kommen dadurch auch mehr Kinder in die Vereine?
Carsten von Leupoldt: So kurz nach den Sommerferien kann man das schlecht abschätzen. Aber vor vier Jahren, als deutsche Judoka grandiose Erfolge bei Olympia erzielen konnten, ist an der Basis nicht wirklich etwas angekommen. Ich denke einfach, dass Judo eher durch positive Aspekte wie die Stärkung des Selbstbewusstseins oder das Erlernen respektvollen Umgangs mit dem Gegner Bei Eltern und Kindern einen hohen Stellenwert hat, weniger durch die kurze mediale Präsenz alle vier Jahre bei Olympischen Spielen.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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