Idylle abseits der Großstadt
Liebermann-Villa zeigt Sonderausstellung mit Werken von Max Liebermann und seinen Malerkollegen

Das Gemälde „Wannsee“ von Philipp Franck entstand um 1915.  | Foto: Lempertz, Saša Fuis Photographie, Köln
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  • Das Gemälde „Wannsee“ von Philipp Franck entstand um 1915.
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Sechs Maler ließen sich um 1900 ihre Sommersitze am Wannsee errichten, abseits vom Großstadtgetriebe. In der neuen Sonderausstellung in der Liebermann-Villa sind 35 Werke dieser Künstler zu sehen.

Um die „Sehnsucht nach Idylle" geht es in der Schau. Diese Sehnsucht lockte gegen Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur wohlhabende Unternehmer und Industrielle nach Wannsee, auch Künstler ließen sich in der 1863 von dem Bankier Wilhelm Conrad gegründeten Villenkolonie Alsen nieder. Zu ihnen gehörten Oscar Begas, Carl Becker, Anton von Werner, Hugo Vogel, Philipp Franck und Max Liebermann.

„Die Villenkolonie Alsen spiegelt als Mikrokosmos das zeitgenössische Berliner Kultur- und Gesellschaftsleben wider“, erläutert Miriam-Esther Owesle, Kuratorin der Ausstellung. Die Berliner Kunstlandschaft um 1900 sei geprägt gewesen von einem Neben- und Miteinander verschiedener Stile und Richtungen in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.

So hatte sich der Historien- und Porträtmaler Begas (1828-1883) eine Villa im Stil der italienischen Renaissance errichten lassen. Sie war nicht nur ein paradiesischer Rückzugsort, sondern auch eine Stätte des gesellschaftlichen Austauschs. Die florentinisch anmutende Villa von Becker (1820-1900) steht noch heute an Ort und Stelle. Begas‘ und Beckers Bilder sind eher realistisch und in dunkleren Tönen gemalt. „Beide Künstler geben sich als akademische Maler zu erkennen, deren Sehnsucht nach einer Idylle in südlichen Gefilden, insbesondere nach Italien, gerichtet war“, sagt Owesle.

Von Werner (1843-1915) und Vogel (1855-1934) hingegen hätten sich ihrem privaten Lebensumfeld zugewandt und in ihren Gärten lichtdurchflutete Szenen gemalt. „Sie knüpfen an den französischen Impressionismus an.“ Diese Thematik wurde in den Arbeiten von Franck (1860-1944) und Liebermann (1847-1935), den Mitbegründern der fortschrittlichen Berliner Secession, fortgeführt. „Sie zeigten sich ganz als Maler der Moderne“, erklärt die Kuratorin. In ihrer „momenthaften Auffassung der Motive“ hätten sie sich als Impressionisten erwiesen.

Die Ausstellung „Sehnsucht nach Idylle - Max Lebermann und die Maler am Wannsee“ in der Liebermann-Villa, Colomierstraße 3, läuft bis 10. Februar 2020. Die Öffnungszeiten sind täglich außer dienstags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt fünf Euro. Online-Tickets gibt es unter www.liebermann-villa.de/html. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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