Pläne für mehr Naturschutz im Grunewald verärgern Hundefreunde

Halter in der Pflicht: Wenn Hunde im Landschaftsschutzgebiet nicht spuren, darf der Bezirk sie verbannen. | Foto: Thomas Schubert
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Grunewald. Es war einmal das größte Hundeauslaufgebiet Europas – doch die märchenhaften Bedingungen für Vierbeiner und ihre Halter rund um den Grunewaldsee stehen womöglich vor dem Ende.

Wer Hunde wirklich liebt, trägt Leinen im Bündel. Dogwalker sind im tierbegeisterten Berlin das Gegenstück zum Babysitter – nur statt im Kinderzimmer zu spielen, spazieren sie mit Vierbeiner-Rudeln durch den Grunewald. Und gerade diesen Berufsstand, den Segen des berufstätigen Hundefreunds, trifft eine Nachricht ins Mark.

Denn im angestammten Revier steht ein Umbruch bevor, der sich für Menschen wie Rainer Burisch schlimmstenfalls als existenzgefährdend erweisen könnte. „Seit 90 Jahren haben wir im Grunewald das größte Auslaufgebiet Europas. Aber es soll verkleinert werden, systematisch beschnitten“, befürchtet der Hundetrainer. Als Aktivist bei den „Berliner Pfotenfreunden“ und „Berliner Schnauzen“ tritt der stämmige Mann für all jene ein, die das Idyll am Grunewaldsee so frei und unbeschwert haben wollen wie bisher.

Hunde an der kurzen Leine

Dem entgegen steht ein Plan des Senats, wonach sich die Situation im Forst verändern soll. Dass eine Neuausweisung des Landschaftsschutzgebiets mit zusätzlichen Naturschutzgebieten innerhalb des Grunewalds explizit gegen den Hundeauslauf zielt, verneinen die Senatssprecher zwar. Aber die „Berliner Schnauzen“, insbesondere Dogwalker Rainer Burisch, sehen sich sehr wohl betroffen. Sie erkennen darin eine Verschärfung der Regeln zugunsten von Branchen, die vermeintlich mehr Geld in die Kassen spülen. „Der Hundeauslauf wird einem Konzept für Wandertourismus und Wassersport geopfert“, zürnt Burisch. Und bei einem Krisentreffen in Friedenau fand er Zuspruch von Gleichgesinnten. „Schon jetzt hält sich kein Schwein an die Regeln“, verwies eine Dogwalker-Kollegin auf den lässigen Umgang mit der Leinenpflicht.

Tatsächlich finden sich in der neuen Verordnung des Senats zur Neuausweisung des Grunewaldes als Landschaftsschutzgebiet mit darin liegenden Naturschutzgebieten klare Ansagen: „Hunde sind im Grunewald grundsätzlich an kurzer Leine (möglichst nicht mehr als zwei Meter) zu führen“, heißt es. Auch im Auslaufgebiet seien Halter „für etwaige Verstöße verantwortlich“. Und weiterhin steht dort: „Zum Beispiel durch Aufwühlen von Böden, Freigraben von Baumwurzeln und Ufersicherungen, Beschädigung von Vegetation, unerwünschten Eintrag von Nähr- und Schadstoffen durch Exkremente werden durch Hunde aber auch andere Schutzgüter im Grunewald gefährdet, so dass es zum Erreichen des Schutzzweckes dieser Verordnung erforderlich sein kann, Bereiche völlig für das Mitführen von Hunden zu sperren.“ Dies bedeutet im Klartext: Wenn es Hunde zu bunt treiben sollten, dürfen Bezirksbehörden sie vom Ort des Vergehens verbannen.

Platzverweis droht

Damit haben es die Halter – wenn sie denn eine Leine halten – buchstäblich in der Hand, ob es zu Einschränkungen kommt und wie weit sie gehen werden. Bei den „Berliner Schnauzen“ empfindet man die Androhung von Platzverweisen für ihre Freunde auf vier Pfoten jedenfalls als ignorant. Denn Hundehaltung sei ein Wirtschaftsfaktor, der den Vergleich mit dem Tourismus nicht zu scheuen braucht. Burisch bezieht sich auf eine Heimtierstudie, wenn er sagt: Fünf Millionen Hundehalter in Deutschland sorgen für fünf Milliarden Euro Jahresumsatz. „Und trotzdem sind Pferdehalter in diesem Land beliebter.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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